THE CREAM OF SCOTLAND -5-

THE CONCERT
Queen's Hall, Edinbvrgh

Freitag, 2009-08-07


Vom Kings House zu Jack Bruce.
Klick auf das Bild bringt zur Galerie des Tages.

Hi Jack Bruce, here we come! Von Kings House Hotel bis Crianlarich auf der A 82, der gewohnten Route Richtung Glasgow; Dann, nicht wie gewohnt, scharf rechts, sondern geradeaus weiter auf der A 85, über Lochernhead. Hier ebenfalls geradeaus auf der nun A 84, vorbei an Kingshouse, dem Namensvetter unseres Traumhotels in Rannoch Moor, kurz hinter Balquhidder Station, im Queen Elizabeth Park. Immer weiter auf der A 84, bis kurz vor Stirling, nach rechts auf die M 8, die hinter Bannokburn zur M 9 wird und über Grangemouth, parallel zum Firth of Forth Richtung Osten, seit Newbridge/Ratho wieder als M 8, zum westlichen Treffpunkt mit dem Straßenring um Edinburgh führt (The City of Edinburgh Bypass). Rechts ab auf die A 720 bis zum gemeinsamen Kreisverkehr mit A 7, auf dem nach rechts, Richtung Dalkeith, ein kleines Städchen im südwestlichen Teil des Speckgürtels der Metropole und Hauptstadt Schottlands.

Erneuter Beweis für die Kompetenz der Co-Pilotin und Logistikern Elke: An der Ampel in Dalkeith Center links – siehe da, rechter Hand: Unser Nachtlager für Edinbvrgh – „The County House Hotel“, eine feine, empfehlenswerte Adresse, die sicher viel größere Zeiten hinter sich hat, dies aber mit gepflegtem Charme trägt. Unser Zimmer nach hinten raus, sehr ruhig, zwei Einzelbetten, großes Bad mit den üblichen coffee- und tea-Bereitungs-facilities. Wir folgen dem guten Rat einer Hotelangestellten und parken den Focus auf dem freien Hotelparkplatz vor dem Haus und nehmen dafür den Bus zu Queen’s Hall. Parken in Edinburgh muss wohl noch einen Tick exquisiter sein als in Köln. Mit einem Tagesticket von je 3 Pfund sind wir in 40 Minuten am Ziel, finden so gegen... helllichten Tages die Ticket Box (dt.: "Abend"kasse) der Queen’s Hall,

erhalten die gebuchten Eintrittskarten,

Elkes,

Kallemanns,

und erfahren die Zeiten für Einlass, 19.30 Uhr, Konzert-Beginn, 20.30 Uhr mit einer Vorgruppe aus zwei Bluesmen. Jack Bruce und seine Mannen sollten demnach so gegen 21.15 die Bühne betreten.

So hatten wir noch einige Stunden Zeit und beschlossen, nach Dalkeith zurück zu fahren, etwas zu essen und ein wenig an der Matratze zu lauschen. Die doch nicht gerade wenigen, auf jeden Fall ungewohnten Kilometer der vergangenen vier Tage mit unterschiedlichen Bed-Qualitäten unserer jeweiligen B&Bs stecken so betagte Knochen wie zumindestens meine doch nicht mehr so locker weg wie... Zunächst mal machte uns die fehlende Ortskenntnis einen kleinen Strich durchs Kontor: Da keine einzige Haltestelle angesagt wurde, wir nicht wussten, dass die Rücktour des Busses auf einer anderen Route durch Dalkeith verlief, saßen wir noch Meilen weiter auf unseren Stühlchen. So machten wir eine kleine Rundfahrt bis zur Endstation der Strecke, der Fahrer belehrte uns, dass es nicht „Doaaalkiieß“ sondern „Dellkiss“ heißt und sagte dann aber - exklusiv für uns - unsere Haltestelle dort pünktlichst an, die in der Richtung Edinburgh, die wir jetzt natürlich sofort wieder erkannten; Sind ja nicht ganz plem-plem.

Eine ordentliche Portion Fish’n’Chips - beide diesjährigen "glänzten" mit matschigen, sogenannten Kartoffelstücken, die in Inverness auch noch in altem Fett gegart waren - die besten haben wir bisher jedes Mal in Oban gegessen. Congratulation. Aber: Hauptsache satt, wie man ja so hübsch hässlich sagt?!

18.30 Uhr, der Wecker piept – also definitiv nicht umsonst mitgenommen –, in „feine Schale“ geworfen, me: Saubere Hose und Lederjacke, she: Saubere Hose und feines Oberteil. An Queen’s Hall sind wir dann immer noch 30 Minuten zu früh, machen eine gemütliche (Nikotin, she) Runde um den Block und entdecken dabei den angemessenen Ort für den Ausklang nach dem Konzert, "The Maltings", eine, wie sich herausstellen sollte, typische Edinburgher Eck-Kneipe.

Am Einlass von Queen’s Hall, neben den üblichen und freundlichen Karten-Abreißern beiderlei Geschlechts ein beeindruckender Securityman mit traditionellem Catcher-Format, siehe Nosher Powel aus „Eat The Rich“. Elkes voluminöse Umhängetasche erregt natürlich vorrangigen Verdacht als potenzielles Versteck für Kameras und sonstige Waffen aller Art, fährt jedoch die allseitige Anspannung sofort nach bereitwilliger Öffnung in erleichtertes Lachen herunter, angesichts eines fröhlich herauslugenden Band-Bears. Diesem, zwar nicht besser planbaren, aber dennoch glücklichen Verlauf verdankt der neue Camcorder in meiner schwarzen Lederjacke sein dort weiterhin unbemerktes Verbleiben. Das Personal war offensichtlich angehalten, danach zu suchen. Der Künstler habe ausdrücklich darum gebeten, weder geblitzt noch gefilmt zu werden, wie die Ansagerin später verkündete. Die Abmessungen der Camera von 13x9x8 cm sind zwar im Vergleich zu entsprechenden Geräten älterer Bauart winzig, dennoch verdankt sie ihr Un-entdeckt-bleiben an diesem Tag dem maskuline Oberweiten vortäuschenden Faltenwurf meiner geliebten, unförmigen, alten Jacke. Thank you very much, my dear.

Die Bar, ein wirklich hoher und luftiger Seitenschiff-Raum der ehemaligen Kirche, dessen Dachkonstruktion in kunstvoll zusammengefügten, verzapftem Eichengebälk und im offensichtlich ursprünglichen Stil nachempfunden, bei uns eine wunderbar leichte, schnörkel- und zeit-lose Stimmung erzeugte, füllt sich beständig mit Menschen um und leicht eineinhalb Generationen unter unserer Verweildauer auf diesem Planeten, von offensichtlich bekennenden R’n’Rern mit plus minus gepflegten grauen Mähnen bis großherzigen Kunstliebhabern und Gästen des Jazz- und Blues-Festivals, die das Bild dieser Tage in Edinburgh neben den üblichen Touristen brodelnd mit bestimmen.

Es klingelt, wie in einem Theater. Das Konzert wird gleich beginnen. Wir nehmen unsere Plätze ein, links vor der Bühne in der dritten Reihe der Seitenbänke. Schade, ich hatte eigentlich mit der Galerie gerechnet. Das wäre für eine Aufnahme optimaler gewesen. Da die einzelnen Sitzreihen nicht genügend überhöht sind, muss man zwischen den Köpfen hindurch einen Blick auf die Bühne suchen. But, so what. Neben den Bühnen Töpfen von Jack Bruce, zwei 15er und zwei 4x10er Hardtke-Boxen und denen von Robin Trower auf der anderen Seite, wohl der Fender- & Marshall-man, eine fliegende PA. Die füllt bereits bei den beiden Blues-men der Vorgruppe mit Gitarre, Gesang und Harps den Kirchenraum zur vollsten audiophilen Zufriedenheit.

21.18 Uhr, Jack Bruce, Robin Trower und Gary Husband haben ihre Arbeitsplätze auf der Bühne eingenommen und der volle Klang der Anlage, mit richtig schön trockenem Bass, hüllt uns ein. Selbst an unseren Plätzen, quasi „unter Dach“, die Galerie über uns und seitab der rechten (von der Bühne aus) FOH-Lautsprecher, die in den abgerundeten Teil des Kirchenschiffes strahlen, erleben wir keine konturlose Wahrnehmung des Bühnengeschehens, ganz im Gegenteil. Nur die Höhen der Zimbeln grenzen für mich an etwas zu viel des Guten. Ansonsten schon der erwartete schöne Klang. Auf dem Stuhl des Mixers, genau in der Achse des Kirchenschiffs, sicher noch toller. But you can't always get...

Hier, nach unserem besten Wissen und Gewissen (ganz sicher erst nach der Bearbeitung des Bootlegs):

Jack Bruce, Robin Trower & Gary Husband
at the Queen’s Hall, Edinbvrgh,
2009-08-07

Setlist

Die Adressen „##.“ gehen zu Tonmitschnitten eines Konzerts Anfang 2009 in Köln, auf der Seite bigozine2.com.

01. Seven Moons
02. Lives Of Clay
03. Distant Places Of The Heart
04. Sunshine Of Your Love
05. Carmen (new unreleased)
06. She’s Not The One
07. We’re Going Wrong (visit the html page to download the track)
08. So Far To Yesterday
09. Just Another Day
10. The Last Door
11. Bad Case Of Celebrity
12. White Room
Encore
13. Politician

Die Jungfernfahrt unseres Camcorder-Mitschnitts wartet noch auf die Bändigung des Geräts und der eingefangenen visuellen wie akustischen Dateien per PC. Zunächst waren fast 90 Minuten Kamera-Hochhalten, von Elke gegen Blicke der Saalordner abgeschirmt, ein kleiner Extra Zugewinn eines einmaligen Konzerterlebnisses. Da ich noch keine annähernd ausreichende Kenntnis über die Fähigkeiten der Canon HG20 erworben hatte, wird der aufgenommene Klang mit ziemlicher Sicherheit total übersteuert sein. Die offenbar irgendwie mögliche Mikrofon-Dämpfung war mir (vielleicht verständlicher Weise in der Kürze der Zeit) noch garnicht untergekommen. Aber, hörmerama. Wenigstens hat die Herstellung des Bootlegs grundsätzlich geklappt.

Wie man der Setliste entnehmen kann, entspricht sie, mit einigen Stücken weniger, der des Auftritts im Frühjahr 2009 in Köln und umfasst neben den Cream Stücken 4, 12 und 13 hauptsächlich solche der letzten CD „Seven Moons“. Die Begeisterung des schottischen Publikums reichte bis zum Mittanzen und vor allem aufbrausender Freude nach den Cream-Klassikern.

Nach Politician, der gnadenlos einzigen Zugabe, ging’s hinaus in die Edinburgher Nacht. Wir beide freuen uns besonders, diese Zeugen und wichtigen Täter aus einer tollen Musik Epoche live erlebt haben zu dürfen. Beim nächsten Mal, wenn es – wie schon mal gesagt – irgend einem Gott recht sein sollte - werden wir wieder dabei sein und dann hoffentlich ein professionelleres visuelles und akustisches Protokoll mitbringen können.

Um den Block, zu der am Mittag eruierten Eck-Kneipe "The Maltings". Freitags ist hier "Offenes Mikrofon" angesagt - wie passend. Pausenlos kommen und gehen Musiker und lösen sich an einer kleinen PA ab, werden von mehr oder weniger Gästen positiv gewürdigt, während gleichzeitig mehrere Fernseher laufen, Billard gespielt und sich inbrünstig unterhalten wird. Wirklich gute Leute dabei - einer sah nicht nur aus wie der junge Robert Plant, er klang auch fast so.

Elke hatte es offenbar einem Dänen angetan, der wie er erzählte vor über 25 Jahren hier als Polizist kleben geblieben ist; Sein braver, wuchtiger pensionierter Polizei-Schäferhund (mit 1.200 Pfund Pension pro Jahr!) hatte es dafür Elke angetan. Er, der Polizist, erzählte von den Besonderheiten der Kneipenkultur in Edinbvrgh. Eine offenbar absolut entspannte Klientel, über alle sozialen Unterschiede hinweg, von Arbeitslosen, Studenten, Sozialarbeitern, Polizisten - die Polizeistation ist gleich nebenan - bis zum Universitätsprofessor, ohne Imponiergehabe, mein Haus, mein Boot, mein... und Sozialgezänk. How nice. Unser kurzer Eindruck kann und will dem absolut nicht widersprechen - bei der guten Nach-Konzert-Stimmung sowieso nicht. Ein schöner, runder Abschluss. Ganz einfach halt:

THE CREAM OF SCOTLAND 2009.

Als wir gegen 00.30 Uhr zurück zur Hauptstraße und zur Bushaltestelle nach Dalkeith finden, stellen wir fest, dass nur noch ein quasi Lumpensammler-Bus fahren wird, aber Gott sei dank, immerhin überhaupt einer. Sonst wäre wieder ein preiswertes Taxi fällig gewesen.

À propos Taxi, wie A.... auf E.... zum Zauber des ganzen Tages passend: Die Reprise der Originalszene aus "Herbert and Bianca", diesmal nicht Albatross Airlines, diesmal Seagull Airlines, eine Silber- oder Heringsmöwe patroulliert die Straße entlang, landet, nimmt wohl irgendwas auf - wir sind leider etwas zu groß für ihre Konservendosen Sitze - und gleitet weiter lautlos durch die nächtliche Straßenschlucht... unbezahlbar.

Ein ver"voll"kommneter Gast eines offenbar hard'n'heavy drinker Pubs gegenüber entwankt diesem und verschwindet, wie an der Schnur gezogen, in einem wartenden Taxi, um post wendend, direkt vor dem gerade benutzten Einstieg, zurück auf die Straße zu klatschen. Ob in statisch unvorteilhafter Lage vom Sekunden-Schlaf überrumpelt, ob Entsetzen über menschenunwürdige Zustände in der Fahrgastkabine - außer der Schwerkraft kennen wir die weiteren Auslöser für dieses kleine Drama nicht. Mit viel „Help!“ und minutenlangem Palaver mittel- bis höchst-alkoholisierter Beteiligter - inclusive eines, hopefully, alkoholfreien taxi-drivers - findet das Ganze schließlich seinen friedlichen Abschluss: Taxi rauscht mit Promille-Träger davon.

Unser Bus kommt nach diversen, offenbar random Ankündigungen der digitalen Fahrplan-Anzeige in: ...noch 3, noch 4, noch 2, noch 3 Minuten... letztendlich doch noch und bringt uns nach Dalkeith. Die Tageskarten gelten natürlich nicht mehr, also neu löhnen. Aber egal, wir fallen in die guten Betten von „The County House Hotel“ und träumen lautlos schnarchend in eine tolle Nach-Konzert-Nacht hinein.

Danke Jack Bruce,
danke Queen’s Hall,
danke Edinbvrgh,
THE CREAM OF SCOTLAND 2009.

Elke & Karlheinz

Hätten wir's zu diesem Zeitpunkt erfahren, Er wäre im Großen Kreis des Lebens und Vergehens harmonisch in ein erhabenes Konzerterlebnis eingegangen:

"Mike Seeger, one of American folk music's greatest advocates, after a long battle with Leukemia, chose to stop treatment and passed away in his home on Aug. 7, 2009." [

Siehe auch [


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