Wegwerfunterhaltung Led Zeppelin hätte heute keine Chance Von Marius Müller-Westernhagen Exzerpt von Karlheinz Unterhaltung ist immer Austausch zwischen, „unter“ Menschen. Der Künstler möchte vermitteln, was ihm am Herzen liegt, zeigt „Haltung“. Der Fan applaudiert und konsumiert Produkte des Künstlers, entscheidet damit über dessen wirtschaftlichen Erfolg. Bei den elektronischen Medien (Radio, TV, Internet) gibt es ebenfalls Darbietung und Feedback. Allerdings reagieren hier weniger die kulturellen Meinungsführer, die Fans oder besonders Interessierten, sondern potenzielle Sozial-Exhibitionisten, die danach lechzen, auch mal „gefragt“ zu sein. Um“fragen“ (GfK Fernsehen, AgMa Radio) bilden so nur den kleinsten gemeinsamen Nenner ab. Inflationäre Award-Shows (Preis-Ver“leih“ungen) der Unterhaltungsindustrie beweihräuchern denn auch fast ausschließlich den kommerziellen Erfolg, nur selten den Unter"halt"er mit In“halt“en. Wenn auf der Grundlage der Ergebnisse solcher Umfragen Programme gemacht werden, dann sind Quote und Reichweite die alleinige Währung, die den Preis der Werbung und den Job der „Macher“ garantieren. Nur keine Experimente, Mainstream-Langeweile wird Programm. Nur vermeintliche Abweichung davon die Zurschaustellung peinlicher Möchtegern-Sänger, Mono-Klein-Bauern, Heranwachsender in ihrem elenden Konsumalltag, Kleinkrimineller und Soziopathen in Studio-Gerichtssälen, die sich allesamt zum Affen machen bedienen zwar ohne wirtschaftlichen „Schaden“, dennoch nichts weiter als niederste Bedürfnisse, wie Voyeurismus und Schadenfreude. (Fällt mir da gerade ein: „Wenn der einzige Zweck für das Betreiben von Privatfernsehen die Werbung ist, dann ist das so, als würde man sich einen Hund nur wegen der Scheiße kaufen.“ Oder ein ganz alter Klospruch: „Milliarden Fliegen können sich nicht irren fresst mehr Scheiße!“ Dabei müssen sich künstlerische Qualität und Erfolg selbstredend nicht ausschließen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der Musiker wie Bob Dylan, Jimi Hendrix oder auch Led Zeppelin die Massen begeisterten. Diese Künstler hatten Zeit, zu reifen, sich zu entwickeln. So wie die Dinge heute laufen, hätten weder meine Wenigkeit noch meine großen Idole von damals eine Chance. Eine Branche, die ohne Kreativität, Intuition, Authentizität, Empathie und Liebe zur Materie nicht auskommt, kastriert sich selbst, wenn sie ausschließlich auf ja nicht polarisierende, pflegeleichte, biegbare Jedermanns Lieblinge setzt. Unterhaltung hat nach meiner Auffassung auch einen kulturellen Auftrag. Wenn sie den negiert, dient sie nur der Volksverdummung. Wer auf die kurzfristigen Quoten durch mittelmäßige Gleichförmigkeit oder Voyeurismus und Schadenfreude setzt, verspielt Glaubwürdigkeit. Ohne Glaubwürdigkeit wird es keine über Jahrzehnte gewachsenen, substanziellen Karrieren mehr geben. Wenn dem Zuschauer nur Wegwerfware angeboten wird, wird er sie auch so behandeln. Unterhaltung ohne Haltung ist irrelevant bis menschenverachtend. Die Methoden der „Erfolgs“messung elektronischer Medien haben den Aufstieg der Wegwerfunterhaltung begünstigt. Aber, auch progressive Meinungsführer werden wieder wahrnehmbar. Effekthascherei und Obszönität wird zwar immer kurzfristige Trends, aber niemals dauerhafte Substanz bilden. Die lässt sich in der Musik wie im Netz nur durch ehrliche Haltung schaffen. Für die Unterhaltung bedeutet das: In der Nachhaltigkeit liegt die Wirtschaftlichkeit und damit die Zukunft. Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu: Jetzt reicht's! Siehe auch unter: Westernhagen: Medien mitverantwortlich für Volksverdummung Warum Geld für wertlose Produkte (Wegwerf-Unterhaltung) ausgeben. Künstler, deren Werke den Kauf lohnen, z.B jene Westernhagens, werden dagegen immer weniger. DAS ist eine Ursache des selbst verschuldeten Elends der angeblich durch die “Filesharer” so arg gebeutelte Musikindustrie... Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist mittlerweile zu einer Veranstaltung der Kukident-Generation verkommen. Da füllen Stars vom Schlage eines Florian Silbereisens, Hansi Hinterseers oder einer Carmen Nebel das Hauptabendprogramm mit einer stetig gleichen Abfolge volkstümelnder Musikanten. Starmoderator Gottschalk (60) versucht im ZDF Jugendgefühl zu imitieren... Früher einmal gab es in der ARD den “Beat-Club”, später die “Rockpalast”-Nächte, dann verabschiedete sie sich von der Jugendkultur. Es gibt einen fast kompletten Generationenabriss, aber kaum Ideen, ihn zu kitten.Ein Transfer von den Jugendwellen des Radios ins Fernsehen gelingt nicht. Es gibt keine Diskussionen, keine Angebote zu schöpferischem Mittun, selbst vor der Bundestagswahl findet die wichtigste Sendung für junge Wähler inzwischen beim Metzgersohn aus Köln-Sülz, dem unsäglichen Stefan Raab statt... und unter der Überschrift: Kopfnoten Lehrmeister Marius Müller-Westernhagen Tiefergehende Begründungen verkneift sich Frau Höher.... Darf ich mal raten, dass sie dieses Wochenende den Politverein unseres Spaß-Außen-Guidos ankreuzen wird/würde?.... (K) P.s.: Ich bin so froh, dass ich nicht heute jung sein muss, sondern dass ich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, genau in dieser tollen Zeit groß werden durfte. Ein Grund von vielen ist, wie es auch MM-W für sich sagt, dass ich Musiker wie John Lennon, Eric Burdon, Patti Smith, Neil Young, JJ Cale, Jimmy Page, Ian Paice, David Gilmour, Eric Clapton... ... ... nicht zuletzt Bob Dylan, Paul McCartney... und natürlich auch Udo Lindenberg, Chris Karrer und Marius Müller-Westernhagen auf der unübertrefflichen Tonspur meines Lebens habe. Crowdsourcing und ähnliche mathematische oder sozialpsychologische Filter haben aus meiner Sicht, gott-sei-dank den "Makel der späten Geburt". Sie können mich ultimativ nicht mehr daran hindern, die Inhalte der Musik-Datensammlung meiner Lebenszeit-Idole auf Vinyl und anderen fossilen Trägern, unbehelligt von Eintagsfliegengedudel zu geniessen, wann immer mir danach ist. Jedes Gerät hat einen Aus-Knopf. Und, keine Angst, von Bild- und Ton-Quellen gleich welcher gerade "moderner" Technologie, die nicht den just augenblicklichen Massen"geschmack" bedienen, werde ich erfahren. Ich werde sie - auch im riesigen Misthaufen Internet - schon finden, wie selten sie auch immer sein oder noch werden sollten. - "Lend your hand to the man, he will find the way..." Karlheinznach oben |
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