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2009-06-27/28

Kent Nagano
über große Kunst und Bob Dylan
    

Was ist große Kunst? 

Ist es nicht die Suche nach einer Wahrheit hinter den Dingen? Nach einer Schönheit hinter den Dingen? Einer Schönheit, die nichts mit der Oberfläche, nichts mit Happy-End zu tun hat. Sondern eine tiefere Schönheit... 

Natürlich können Sie Momente tiefer Wahrheit, tiefer Schönheit auch in einem Song von Bob Dylan finden, oder im Jazz, oder in einem Bossa Nova... 

Wer entscheidet, was große Kunst ist? 

Die Zeit. 

Das können Sie so schnell sagen? 

Natürlich. Die Zeit allein. Viele einst gepriesene Meister sind vergessen. Andere waren verkannt – heute werden sie vergöttert... Franz Schubert... war ein unglücklicher Mann. Heute wird er, mit großem Recht, verehrt. Bei Bob Dylan wissen wir schon zu seinen Lebzeiten, dass er ein großer Künstler ist. Sein widerspenstiges Werk, sein nicht umarmendes Auftreten, also: Seine Kunst ist heute schon über Zweifel erhaben....


Ausschnitt aus:

Kent Nagano über Heimat
Interview von Alexander Gorkow
Süddeutsche Zeitung, Wochenende, Samstag/Sonntag, 2009-06-27/28.


Kent Nagano, 57, leitet nach viel beachteten Stationen in Lyon, Los Angeles und Berlin seit 2006 als Generalmusikdirektor die Bayerische Staatsoper in München und das Orchestre symphonique de Montréal. Er gilt als einer der führenden Dirigenten im weltweiten Musikbetrieb. Nagano wuchs als Enkel japanischer Einwanderer in Kalifornien auf. Sein Vater war Architekt und Mathematiker, seine Mutter Mikrobiologin - nach der Erkrankung der Großeltern väterlicherseits übernahmen Naganos Eltern deren Farm und arbeiteten als Bauern. Gleichwohl begeisterten sie das Kind von früh an für Musik. Nagano lebt heute mit seiner Frau, der japanischen Pianistin Mari Kodama, in München. Das Paar hat eine Tochter. Informationen zur Bayerischen Staatsoper und zu den am Samstag beginnenden Opernfestspielen unter: www.staatsoper.de


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