Gianna Nannini - es ist enorm wichtig, sich enorm aufzuregen

Ausschnitte aus einem Interview anlässlich ihres neuen Albums:
„Io E Te“
 

von Marten Rolff
Süddeutsche Zeitung
11-04-11
 

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Marten Rolff:
Ihre Mutterschaft mit 54 Jahren – sind Sie die Egoistin, die viele in Ihnen sehen? 

Gianna Nannini:
Egoistisch würde ich es nennen, wenn man, egal ob Vater oder Mutter, sein Kind verlässt, um sich zu verwirklichen, die Leere in seinem Leben zu füllen, oder seinem Partner einen Gefallen zu tun... 

Für das Albumcover haben Sie mit nacktem Bauch posiert. 

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In Italien haben viele die Schwangerschaft als Affront gegen die Moral oder die katholische Kirche gewertet. Das Cover war also auch eine Antwort
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Es war auch eine Demonstration der freien Entscheidung. Italien ist weiter voller Vorurteile über die Rolle der Frau. Mit 30 ist man angeblich nicht mehr hübsch und all das Gerede. Eine unfassbare Diskriminierung! Und natürlich (?!) spricht man Frauen das Recht ab, in einem bestimmten Alter schwanger zu werden. Ich glaube allerdings auch, dass man das nicht herausfordern sollte. Nicht jede ist mit 54 Jahren in der körperlichen Verfassung, in der ich glücklicherweise bin...
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Fühlen Sie sich von Ihren Fans mitunter missverstanden? 

Dazu gibt es eine Geschichte: Ich war in den 80er Jahren im Berliner Tempodrom zum Venus-Klang-Festival eingeladen. Männer waren da natürlich (??) nicht zugelassen. Ich sagte also: Hey, meine Band besteht aus Männern. Und wenn ihr mich haben wollt, dann bringe ich die mit. Dazu kam, dass einer meiner Gitarristen an einer Art spastischem Tick litt. Er hatte immer den Mund offen und ließ die Zunge raushängen, auch auf Konzerten. Die Feministinnen dachten, das sei eine Anspielung. Die fühlten sich verarscht und haben Bierdosen nach uns geworfen. Ich habe dann auf der Bühne geschwiegen. Volle zehn Minuten. Bis die kapierten, was ich meinte: Ich stelle mich doch nicht neben die Berliner Mauer auf eine Bühne, um eine neue Mauer zu errichten. Eine zwischen Frauen und Männern. Ein Feminismus, der sich gegen Männer richtet, ist doch Quatsch.
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Ihnen ging es vor allem darum, sich selbst zu befreien? 

Ja, von Komplexen und Paranoia. All das, was uns die Gesellschaft aufzwingt. Das versuche ich auch in meinen Liedern. Aber es geht nicht darum, dass man mir folgen soll. Ich sage: Das sind meine Erfahrungen. Ihr könnt eure machen. Wenn euch das freier macht: gut so.
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Wenn man selbst Mutter wird, ist die Zeit der Rebellion dann mal vorbei?

Nie. Es gibt Kriege, Nuklearunfälle, all den Dreck. Wir legen unser Schicksal zu oft in die Hände von Leuten, die keine Ahnung haben, die uns nicht zuhören. Das ärgert mich. Warum sollte man sich das gefallen lassen? Es ist enorm wichtig, sich darüber enorm aufzuregen.
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Wer den vollständigen Artikel lesen möchte, gehe zu:

"Ich bin jemand, der sich ins Dunkle schmeißt"
Die italienische Rocksängerin Gianna Nannini über die Gnade der späten Geburt, Bierdosen werfende Feministinnen und Dante Alighieri

Interview: Marten Rolff
Süddeutsche Zeitung
11-04-11


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