Lasst Künstler SO sein wie SIE wollen! Exzerpt von Karlheinz aus: Eine, die ganz sie selbst sein darf und: Gehört, gelesen, zitiert Bei den diesjährigen Grammys, am Sonntag, 19. Februar 2012 in Los Angeles, gewann die am fünften Mai 1988 in London geborene Adele Laurie Blue Adkins sechs Preise, u.a. für die beste Aufnahme, den besten Song („Rolling In The Deep“) und das beste Album („21“). Bei den Londoner Brit Awards am 22. Februar folgten noch zwei Preise für das beste Album und für die beste britische Solo-Künstlerin. In beiden Fällen ein überwältigender Beweis für die Wertschätzung der Kollegen. Beide Jurys bestehen aus Interpreten, Musikern, Lyrikern, Komponisten, (Songwritern = Lied-Dichtern), Produzenten (Geldleihern) und Branchen- also Musik-Firmen-Vertretern. Außerdem dürfte sich das im Januar 2011 veröffentlichte Album „21“ bald mehr als zwanzig Millionen Mal verkauft haben. Absätze dieser Größenordnungen gelingen selbst den größten etablierten Stars heute nicht mehr. Obwohl sich das Umsatzvolumen der Branche in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren halbierte, hat es damit ein Popmusikalbum geschafft, zum erfolgreichsten Unterhaltungsprodukt des Jahres 2011 zu werden, noch vor (dämlichen) Computer-Kriegs-„Spielen(?)“ und (esoterischen) Harry-Potter-DVDs. Wie kann es sein, dass der "größte Popstar" der Welt derzeit eine Sängerin ist, deren Statur, Aussehen und Auftreten einer Supermarkt-Verkäuferin näher ist als allen affektierten Beyoncés, Rihannas, Gagas und deren Klone? Die „Hinterher-immer-alles-ganz-genau-Wissenden“ sagen, das liege daran, dass Adele „echt(?)“ ist, ihren „eigenen(?)“ Weg gegangen ist, zu ihrem hohen Körpergewicht steht(!), keine albernen Faxen macht(!), kurz dass sie so ist wie wir(oii- ???) abgesehen davon, dass sie oft recht passable Texte unwahrscheinlich gut singt(!!!). Neben einigen wirklich tollen Liedern und einem wirklich außergewöhnlichen „Rolling In The Deep“ ist das Argument der Identität von Star und Mensch allein nicht allzu überzeugend. Einige Kunstprodukte in der Popmusik der vergangenen Jahre waren ja auch sehr erfolgreich = profitabel. Könnte es nicht auch sein, dass ein großer Anteil der Musik-Konsumenten beides mögen, den Spieler „bekloppter Rollen“ und den, der „ganz er selbst“ sein will? Und dass, je nachdem, wohin diese Geschmacks-Zwitter gerade mehrheitlich neigen, deren und die Kaufkraft seiner jeweiligen Mono-Anhänger, mal einen „künstlichen“ und mal einen „echten“ Künstler auf den Verkaufs-Thron heben? Randbemerkung: Könnte es nicht auch sein, dass eine/r „ganz er selbst“ und „bekloppt“ in Personalunion ist? Das wäre dann doch der Pass-partout-Typ von Künstler, von dem die geplagten Musikindustriebosse träumen könnten, ohne sich durch Gedanken über kreative Prozesse bei neuen Künstlern und Hör-Gewohnheiten und deren Wandlungen bei ihrer Kunden irritieren lassen zu müssen. Der Erfolg Adeles fällt in eine Zeit, in der die Musikbranche sich langsam mit den neuen Bedingungen, die das Internet geschaffen hat, zu arrangieren scheint. In der sich der Musikmarkt durch Firmenfusionen immer mehr monopolisiert, analog den Informations- und Unterhaltungs-Konzernen wie Google und Apple, die in ihren Geschäftsfeldern Quasi-Monopole besitzen. Welche Folgen das für Qualität und Art populärer Musik der Zukunft haben wird, ist natürlich ungewiss. Zwar war und ist das Internet ein wichtiger Faktor der Krise in der Musikindustrie. Was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass ihr Niedergang lange vorher begonnen und damit erst mal nichts mit technischen Möglichkeiten der Verbreitung (Distribution, von allem Möglichen, auch von Musik-Kopien) zu tun hatte. Niemand hat das wohl schöner, präziser und blumiger gesagt als Frank Zappa, in einem Fernsehinterview, Mitte der achtziger Jahre: „…Erstaunlich an den Sechzigern war, dass eine Menge ungewöhnlicher und experimenteller Musik aufgenommen und veröffentlich wurde. ... Die dafür Verantwortlichen bei den Plattenfirmen waren keine hippen, jungen Männer! Es waren alte Männer, die auf ihren Zigarren herumkauten. Sie hörten sich die neue Musik an, die sie veröffentlichen sollten und sagten: ‚Ich habe keine Ahnung, was das ist; wahrscheinlich weiß es auch sonst keiner; wir nehmen das jetzt trotzdem auf, bringen es raus und wenn es sich verkauft wunderbar!‘ Mit diesen Typen ging es uns besser als mit den vermeintlich hippen jungen Bossen, die heute (1985) selbst entscheiden, was Leute hören und sehen wollen(!). Die sind konservativer(?) und gefährlicher(!) für unsere Kunst, als es die alten Zigarren-Typen je waren. Und wie kamen diese hippen, jungen Typen ins Geschäft? Die Zigarren-Typen dachten sich eines Tages: ‚Ich hab’s also drauf ankommen lassen, diese merkwürdige Platte veröffentlicht und ein paar Millionen Einheiten davon verkauft. Warum das geklappt hat, weiß ich nicht aber wir müssen das öfter machen. Ich brauche Rat. Holt mir einen Hippie!‘ … Und als die dann irgendwann ihre Füße auf den Chefschreibtisch legen durften, sagten sie: ‚Das hier können wir nicht veröffentlichen, das wollen die Kids nicht hören, das weiß ich genau.‘“ Die risikoscheuen neuen jungen Platten-Bosse und naseweisen Manager, die zu wissen meinen, was das Publikum will, sind gefährlicher für die Kunstform Pop als die wagemutigen Bosse vor ihnen. Sie agieren sicher unbewusst, objektiv aber als Geschmackspolizisten, die noch sicherer ungewollt aber ironischerweise das eigene Geschäft boykottieren und dafür ohne triftige Gründe ein „neues“ Medium verantwortlich machen. Im Internet, „gleich nebenan“, kann nämlich jeder in kürzester Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen. Das ist zwar zunächst völlig unabhängig von Qualität, dennoch eine Voraussetzung für einen später möglichen kommerziellen Erfolg. Denn der funktioniert nach wie vor nach dem alten Klospruch: „Milliarden von Fliegen können sich nicht irren: Kauft mehr Sch....."(!). So entspricht die Wirkung des Internets heute zu einem Teil der blinden Entscheidung der Zigarre kauenden Bosse früher, die durch ihren Mut - ohne es bewusst zu wollen - im Ergebnis die besseren Talentsucher waren. Nachdem 2006 ein Freund der damals 18jährigen Schülerin der Londoner Brit School für darstellende Künste, ein Video seiner singenden Freundin Adele ins Internet gestellt hatte, wurde die Londoner Firma XL Recordings darauf aufmerksam und bot ihr einen Vertrag an. Sechs Jahre später, in ihrer Rede bei den diesjährigen Brit Awards, dankte sie XL dafür, dass man sie dort „die Künstlerin sein ließ, die ich sein wollte“. ### Karlheinz: Adele (edäl) ist für mich eine klare, natürliche, wenig manierierte und scheinbar auch kaum technisch manipulierte Stimme, die sich sensationell erfrischend von betroffenheits-triefenden Jammer- und schmachtenden Windel-Stimmchen unterscheidet. Von peinlich berechnend "konstruierten" Stimmen, die mit nervenden Stöhn-Effekten und "schmelzenden" Einatmern (H = asch inspiré) auf den „Lolita- und Je t’aime-Punkt“ zielen. Von Stimmen, mit denen der Äther seit nunmehr Jahrzehnten so vollständig zugesch..... zu sein scheint, dass ich inzwischen nach Betätigung des An-Knopfes meines alten Dampf-Radios fast schon reflexartig erschrocken auf Aus drücke, so bald mir zeitgenössisches, weibliches Pop-Gejodel entgegennölt. Wenn ich aber - holdriö! - seit einiger Zeit Adele früh genug erkenne, geschieht das lustbetonter Weise nicht mehr flächendeckend, oder wird, wenn, dann schnellstens revidiert.Einige Stimm-Klang-Anleihen bei Gott habe sie selig Karen Dalton, Covers von Patti Smith und Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Amy Winehouse u.a. sind sehr reizvoll. Von diesen Größen des weiblichen Pop ist es für mich selbstverständlich, aber so überwältigend, dass ich auch ein Exemplar der Kunst Adeles erwerben würde, gar müsste, ist das, was ich bisher von ihr wahrgenommen habe, auch wieder nicht - zum Teil auch wg. ein wenig zu viel der "guten" britischen(?) Pathetik. Dennoch, toi-toi-toi, seit langem "stimmt" bei ihr, für meine Ohren, mal wieder die Richtung. Höre:
"Rolling In The Deep", erste Single aus dem Album "21" mit Bildern von den Aufnahmesitzungen in Malibu, Californien
"Set Fire To The Rain"
"Crazy For You" |
. |