Sixto Diaz Rodriguez Exzerpt eines Artikels von JENS-CHRISTIAN RABE Sixto Rodriguez auf Wikipedia ### Neue Platte: "Searching For Sugar Man" ### "Searching For Sugar Man" ### Film: Searching For Sugar Man, SW/BG 2012 Regie und Buch: Malik Beendjelloul. Kamera: Camilla Skagerström. Mit Sixto Rodriguez. Rapid Eye, 86 Minuten.
Trailer #1 auf YouTube ### Irgend einer schreibt unter einem bescheurten Tarn-Namen: "Ich werde Dich treffen irgendwann Mr. Rodriguez. Es ist eine Schande, dass sie heute keine Musik mehr machen wie diese!!" Stimmt, das IST eine Schande. Aber freu Dich doch, Du mit dem bescheuerten Tarn-Namen. Noch lebt Mr. Rodriguez, und er macht diese Musik auch für Dich, heute! :::
Rich Folks Hoax The moon is hanging in the purple sky The priest is preaching from a shallow grave So don't tell me about your success The sun is shining, as it's always done So don't tell me about your success ###
Crucify Your Mind Was it a huntsman or a player Joe's Pub, New York City 13. November 2012 "thankfully they've found him!" ###
Only Good For Conversation My pocket don't drive me fast In the factory that you call your mind You're pretending that you got it made My pocket don't drive me fast ###
Inner City Blues Going down a dirty inner city side road Met a girl from Dearborn, early six o'clock this morn Mama, Papa, stop 7 jealous fools playing by her rules Crooked children, yellow chalk Mama, Papa, stop Going down a dusty, Georgian side road ###
Cause Cause I lost my job two weeks before Christmas My Estonian Archangel came and got me wasted Cause my heart's become a crooked hotel full of rumours Cause your queen of hearts who is half a stone Cause they told me everybody's got to pay their dues Cause the smell of her perfume echoes in my head still ### SCHÖÖÖN. Ich habe lange nicht mehr so tolle Musik gehört! Und der Mann ist über 70. Irgend wem muss es doch wohl "gefallen" haben, dass er nicht so bekannt ist, wie er es ohne irgend einen Zweifel längst verdient hätte! Was für eine Musik, Vor drei Jahren kamen auf einem kleinen amerikanischen Plattenlabel zwei alte Pop-Alben neu heraus, „Cold Fact“ und „Coming From Reality“. Zwei Dutzend Folk-Songs von Anfang der Siebziger, einer besser als der andere: Zwingend minimalistisch komponiert und arrangiert, brillant und geistesgegenwärtig getextet, ohne jede Floskel. Das Werk eines Große-lebenskluge-Geschichten-Erzählers, Sixto Rodriguez. Nachdem ihn vor vierzig Jahren in den USA kein Mensch kaufen wollte, wurde Sixto Rodriguez, ohne dass er jedoch etwas davon ahnte, in Südafrika in den Siebziger- und Achtziger-Jahren ein Superstar. 2002 hatte der nordirische DJ und Film-Komponist David Holmes einen kleinen Hit mit dem Remix von „Sugar Man“, der auch im Film „Candy“ mit Heath Ledger vorkam. Sonst war kaum etwas von Sixto Rodriguez in der Musik-Welt zu hören. Bis der schwedische Dokumentar-Filmer Malik Bendjelloul sich mit der Kamera auf die Suche nach der Geschichte von Mann und Werk machte und „Searching For Sugar Man“ drehte. Es wurde ein anrührender, aufregender Film, vor allem, weil die Geschichte dieses geheimen südafrikanischen Star-Ruhms so politisch, abenteuerlich, einmalig und unglaublich ist. Nach Ende der Apartheid machten sich Mitte der Neunziger-Jahre ein Platten-Händler und ein Musik-Journalist auf die Suche nach Rodriguez, weil sie die Geschichte von seinem Selbstmord nicht glaubten. Rodriguez hatte inzwischen nichts davon erfahren, dass Songs wie „I Wonder“ oder der „Establishment Blues“ bei den meisten jüngeren weißen Apartheid-Gegnern zur Hymne ihres Protests gegen das Regime geworden waren und dass er in Südafrika bis heute in einer Reihe steht mit den Beatles, ja sogar mehr gilt als Elvis. Sixto Rodriguez' Musik: Eine sehr ausgeruht, etwas schlampig-scheppernd gespielte akustische Gitarre. Dazu die Stimme, die völlig entspannt, gleichzeitig ganz klar und kraftvoll, anrührend ungerührt von den Menschen singt, für die der amerikanische Traum schon zu Ende ist, bevor sie überhaupt auf die Idee kommen konnten, ihn zu träumen. Die Texte sind nie wehleidige, billig-sozial-kritische Klage-Gesänge, sondern kluge, witzige, würdevolle Hymnen, wie „Crucify Your Mind“, „Inner City Blues“ … Hymnen voller Galgen-Humor für die, denen vom Rest der Welt nicht mehr viel Würde zugestanden wird: „I make sixteen solid half-hour friendships every evening“. 2012, 70 Jahre alt, lebt Rodriguez immer noch als Bauarbeiter in Detroit, in einem klapprigen Haus mit Holz-Ofen, und, wie ein Kollege erzählt, erscheint er schon mal gelegentlich im Smoking zur Arbeit. Er scheint völlig in sich zu ruhen. Flops, entgangene Tantiemen spielen für ihn scheinbar überhaupt keine Rolle. Sein Leben ist für ihn nicht nur vergebene Chance, sondern ein anständiges Schicksal. Wäre es ein Spiel-Film, wäre das übelster Kitsch. Was für eine Musik, was für ein Mann, was für eine Geschichte! Leider erfährt man nicht, warum all die Produzenten und Label-Chefs von damals, die Rodriguez heute im Film für besser als Dylan halten, ihn damals so schnell fallen ließen. Leider spielt der Film Szenen nach, von denen es keine Original-Aufnahmen gibt. Leider verschweigt er auch, dass Rodriguez nicht dreißig Jahre lang völlig verschollen war. Mitte der Siebziger-Jahre kam sein Werk nämlich in Australien heraus und zwar mit so großem Erfolg, dass er 1979 und 1981 dort tourte, beim zweiten Mal sogar mit „Midnight Oil“. Warum schummeln Regisseur und Produzent des Films hier? Dieser Mann, der glaubhaft als so untadelig und nicht korrumpierbar porträtiert wird, hat das nicht verdient. Seine Geschichte ist auch so unfassbar genug. Wenn der Film Searching For Sugar Man hilft, die Musik dieses Mannes, die er mehr als einmal grandios in Szene setzt, endlich bekannt zu machen, dann ist das am Ende alles, was zählt. Man sollte den Film gesehen haben, den Soundtrack und beide Alben kaufen, für die Rodriguez inzwischen garantiert Tantiemen bekommt. Ach, kaufen Sie einfach alles von Rodriguez, was Sie kriegen können. Er hat es verdient. Sie werden es nicht bereuen. Searching For Sugar Man, Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu: Der Weise vom Bau Er war ein großer, lebenskluger Geschichten-Erzähler aus dem Amerika der Gescheiterten, dann lebte er jahrzehntelang vergessen in Detroit. Die Film-Dokumentation "Searching For Sugar Man" zeigt die Wieder-Entdeckung des "genialen" (kleiner ham wir's wohl heut zutage nicht?) Folk-Musikers Rodriguez von JENS-CHRISTIAN RABE |
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