The Clearwater Man and his 5 String Machine

Pete Seeger zum 90. Geburtstag 

Seit 90 Jahren ist er lang und hager wie Karl Valentin, als sei ein Instrument zeitlebens sein Vorbild gewesen: Das von ihm entwickelte Long Neck or Seeger banjo (sogar etwas länger als ein 25-fret-e-Bass), dessen dünner Hals weit in die Höhe hinaus ragt. Auf dem gespanntem Fell seines Banjos ist im Kreis zu lesen: This machine surrounds hate and forces it to surrender“ (diese Maschine umzingelt den Hass und zwingt ihn, sich zu ergeben). Er beschriftete das Instrument 1967, nach dem Tode seines singenden Weggefährten Woody Guthrie; Der hatte auf seiner Gitarre stehen: This machine kills fascists“ (diese Maschine tötet Faschisten)...

Von den späten 50ern an begleitete Seeger sich auch auf der 12-string-guitar, (Hi, HP!), ein Instrument mexikanischen Ursprungs, das mit Lead Belly verbunden wird, dem selbst ernannten "King of the Twelfe String Guitar". Die Verbindung von Pete Seegers "Turn, Turn, Turn" zu den Byrds, (Roger McGuinn-Solo, live-Hillman/Crosby/McGuinn) deren Cover dieses Seeger-Songs ein Welthit wurde, ist in dem Licht also auch kein Zufall.

Pete Seeger ist der einzige Star in der Rock and Roll Hall of Fame, der wegen der Verweigerung einer Aussage gegenüber dem Congress zum Vorwurf einer früheren Mitgliedschaft in der Komunistischen Partei verurteilt worden ist. Obwohl das Urteil von 1955 im Jahr 1961 aufgehoben wurde, stand Pete Seeger von 1950 bis 1967 auf der Schwarzen Liste. Bereits gebuchte Auftritte seiner Gruppe „The Weavers“ (benannt nach Gerhard Hauptmanns "Die Weber") wurden annulliert und seine Platten 17 Jahre lang von den kommerziellen US-Medien boykottiert. Selbst danach zensierte CBS seine Anti Vietnam Kriegs Allegory, "Waist Deep In The Big Muddy". Mit mehreren Büchern, u.a. How to Play the Five-String Banjo, die er in Jugendlagern und auf Folkfestivals verkaufte, hielt er seine Familie über Wasser... 

Mit seinem Segler „Clearwater“ befuhr und besang er den damals stinkenden Hudson-Fluss rauf und runter und begründete damit eine Welle von Umweltbewegungen, die es tatsächlich geschafft haben, eine Industriekloake in ein biologisch weitgehend intaktes Ökosystem zurückzuführen, in dem wieder Flusskrebse leben und Kinder schwimmen dürfen.

Gemeinsam mit Woody Guthrie war Seeger ursprünglich ein Union Singer, einer, der auf Versammlungen der Gewerkschaften sang. „Damals ging es um die Ausbeutung der Arbeiter, heute geht es um die Ausbeutung der Erde... Wenn die Machtstrukturen so bleiben, dann lässt sich auch ökologisch nichts bewegen.“... Wie aber ist überhaupt Veränderung möglich? „If the peple lead, the leaders will follow”, wenn die Menschen führen, if a million people do a million things, viele kleine Schritte vieler Menschen in Richtung Veränderung, “irgendwann werden dann auch die Führer folgen”...

Pete Seeger erinnert sich daran, dass Präsident Herbert Hoover zu Rudy Vallée (Brother Can You Spare A Dime, 1931 und: As Time Goes By) sagte: "Wenn Du es fertig bringst, ein Lied zu singen, das die Menschen die Depression vergessen lässt, dann gebe ich Dir einen Orden". - Pete Seeger: "Viel zu viele Sänger haben versucht, diesen Orden zu bekommen."...

Bruce Springsteen überraschte 2006 mit "We Shall Overcome - The Seeger Sessions". Dazu gefragt, dass Bob Dylan ihn "einen Heiligen" genannt habe, lacht er. "Wie schrecklich, jemanden so zu nennen. Ich habe über die Jahre auch eine Menge dumme Fehler gemacht."

Pete Seeger, 1919 in New York geboren, geht noch immer mit seinem Enkel Tao und Arlo Guthries Familie auf die Bühne. - Am 3. Mai, Pete Seegers Geburtstag, werden im Madison Square Garden in New York mehr als vierzig Musiker den Mann hoch leben lassen, der ihnen den Weg wies – mit seinen Liedern und einer 5-saitigen Maschine.

Von CLAUS BIEGERT

Exzerpt von Karlheinz


Wer den ganzen Artikel lesen möchte, der findet ihn hier:

Der Staatsfeind mit dem Banjo
Ein ehemaliger Gewerkschaftsbarde als Inspiration für Bob Dylan und Bruce Springsteen: Pete Seeger, die Legende des amerikanischen Folk, wird 90
Von CLAUS BIEGERT
Süddeutsche Zeitung, 2009-05-02/03


"It is better to have struggled and lost, than never to have struggled at all."
Pete Seeger im Film "Seeing Red".
(Es ist besser, gekämpft und verloren, als niemals gekämpft zu haben)


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