Keith Richards wird 70 Abgewohnte Vogelscheuche mit Doppelknautsch-Gesicht, Musik-Zauberer und Riff-Genie. Absurd beweglich in den Knien, maximal laid back, perfekt. Die reine Hingabe an die Musik hält ihn am Leben. Exzerpt aus dem Artikel von JENS-CHRISTIAN RABE Den Mann umgeben schon immer die besten Meldungen. Zum Beispiel fällt er als Opa auf den Fidschi-Inseln vom Baum, ohne dass sich hinterher irgendjemand fragt, wie er da überhaupt raufgekommen ist. Wieso auch? Wir reden schließlich von Good Ol'Keef. Es kann auch nicht viel gewesen sein, was sich der Nachbar von Keith Richards in Connecticut gedacht hat, als er auf den Gedanken kam, 44 Kilo Sprengstoff könnten wirklich ausreichen, um KEITH RICHARDS um die Ecke zu bringen. Wo das in 444 Jahren nicht mal 4444 Kilo Rauschgift geschafft haben. Ron Wood soll mal gesagt haben: Es gibt exakt zwei Lebensformen auf diesem Planeten, die den Atomkrieg überleben, Kakerlaken und Keith Richards' Leber. Eine von vielen Geschichten aus Keith Richards' Junkie-Zeit: Laut Mick Jagger gab es Auftritte, bei denen er dafür gesorgt hat, dass Richards Gitarre nicht zu hören war, weil der keinen Ton mehr getroffen habe. Qualvolle Jahre, dennoch mit Alben wie "Sticky Fingers", "Exile On Main Street" oder "Some Girls" und immer neuen Monster-Songs. Solo-Angeber und Zwangs-Gniedler gibt es in der Rockgeschichte viele. Aber ein Riff-Genie wie Keith Richards nur ein einziges Mal: The man himself. Niemand sonst beherrschte je die große Kunst, ganz kleine, sparsame, fast minimalistische, trotzdem unverwechselbare Tonfolgen einfach so aus dem Handgelenk tropfen zu lassen. Und dabei hat er über die Jahre nie an Würde verloren. Eher noch gewonnen. Man sehe sich nur noch einmal an, wie er in diesem Sommer im Londoner Hyde Park "Jumping Jack Flash" spielte. Absurd beweglich in den Knien, maximal laid back, perfekt. Womit die entscheidende Frage im Raum steht: Wie konnte es eigentlich so weit kommen, dass diese abgewohnte Vogelscheuche ihr eigenes Leben überstanden hat und im 70. Lebensjahr noch so gut spielen kann? Wenn Keith Richards in Martin Scorseses Stones-Konzert-Doku "Shine A Light" mit geschlossenen Augen auf einer Akustikgitarre improvisiert, dann sieht man in diesem Doppelknautsch-Gesicht plötzlich nichts als die reine Hingabe an die Musik. Und das ist es, was diesen Mann am Leben hält. "I'm only a mere copy of it - to me." - Aus meiner Sicht bin ich nur eine Kopie, erklärt Keith Richards immer, wenn er zu seinen Vorbildern Bo Diddley, Chuck Berry oder Muddy Waters gefragt wird. Er weiß, dass er seine Kunst den schwarzen Bluesmen zu verdanken hat, die die Welt ohne Bands wie die Rolling Stones vielleicht vergessen hätte. Aber welche Musik hat es je ohne Vorlagen gegeben, die ein Zauberer dann so verwandelte, dass etwas erneut Aufregendes daraus wurde? Bedauern könnte man allenfalls, dass es nur so wenige von diesen Zauberern gibt. Umso mehr wünschen wir ihm und uns heute, dass er einmal so alt wird, wie er seit etwa 20 Jahren aussieht. Dann sollte er noch etwa 30 Jahre haben. Vielleicht sogar 40. Wer, wenn nicht er? Eine Würdigung kann einer würdig schreiben, der ihren Gegenstand mag. Danke dafür, Jens-Christian Rabe! Karlheinz Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu: Good Ol'Keef Von JENS-CHRISTIAN RABE |
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