Bryan Ferry

Neues Album „Olympia

Die Vinyl kommt am Montag, 25.10.2010 heraus - vielleicht - vielleicht (auch später)...


Clubkonzert in London: "Süddeutsche Zeitung", 28. Oktober 2010

Gespräch in "DIE ZEIT", 21. Oktober 2010

Interview in "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", 17. Oktober 2010


Rückkehr im Breitwandformat
Bryan Ferry – The Last Gentleman Hero

Von Alexander Gorkow

...Mit einem Fest und einem Konzert vor aufwendig tapeziertem Londoner Volk stellte Bryan Ferry am Dienstagabend, dem 26. Oktober 2010, sein neues Album "Olympia" (Virgin/EMI) vor. In Westminster, in der Galerie "Philips de Pury", einer ehemals Königlich Viktorianischen Poststation, feierte der Exzentriker, mit 65 Jahren endgültig zum last gentleman hero geworden, mit diesem Alterswerk eine Rückkehr im Breitwandformat, zelebriert mit einer Show wie aus einem Edelpuff im Marokko der zwanziger Jahre...

...Mit einem schwindelerregend, bizarr heterogenen Mosaik aus Gastmusikern von Radiohead, den Red Hot Chili Peppers, Chic, bis Pink Floyd und anderen, das Ferry auf "Olympia" zusammenbastelt,... ist ein dichtes, farbensprühendes Eros-Monster aus Musik entstanden, nie penetrant, oft abgedreht, öfter auch linkisch, plötzlich fesselnd, und wieso bloß atmet man auch ohne Opium bei dem umwerfenden Lied "Reason Or Rhyme" den Geruch großer Mischwälder im Herbst?

Auch lyrisch ist Ferry hier in großer Form... In einem der schönsten Liebesreime, die dieser aus dem 19. Jahrhundert gefallenen Romantiker bisher geschrieben hat, verneigen sich Sonne, Mond und Sterne vor der Angebeteten: "The sun and moon and all the stars / They bow down to you whenever you pass." Das ist niederschmetternd gut...

...Melancholiker finden in großen Momenten nicht zu alter Stärke, sondern zu alter Schwäche zurück. Ferrys Schwäche, und die seiner Band Roxy Music war sicherlich stets eben diese schwüle Frickelei, das selbst in der Euphorie Depressive. Eigentlich ist "Olympia" eine perfekte Roxy-Music-Platte, schon der spannungsvoll schwimmende Keyboard-Groove zu Beginn des ersten Songs "You Can Dance" ist eine freche Anknüpfung an das 1982er-Meisterwerk "Avalon", und die achtziger Jahre wären einem bekannter weise in besserer Erinnerung, wären sie nach dieser Platte einfach beendet worden.

Man geht sonderbar gestimmt aus der heißen Galerie zurück in den Londoner Regen nach dieser Party am Dienstagabend, zurück in den Herbst der Renegaten: Van Morrison, Robert Plant, Eric Clapton, Neil Young, und neben vielen anderen nun Bryan Ferry - die in den sechziger Jahren explodierten Jungen des Pop, sie feiern mit 60 plus in diesem Jahr einen so heißen Herbst, dass man sich als Nachgeborener fragt, in welches Fass die damals alle gefallen sind.

Jedenfalls müssen wir dankbar sein, dass wir das noch erleben dürfen.

Wie recht Sie haben, Herr Alexander Gorkow! Karlheinz

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Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu:

In Opulenzgewittern
Bryan Ferry feiert in London mit einem Clubkonzert ein triumphales Alterswerk – sein neues Album "Olympia"
von Alexander Gorkow
Süddeutsche Zeitung, 2010-10-28

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Ausschnitte aus einem Gespräch von ARNO FRANK und THOMAS GROSS mit Bryan Ferry

...was Kleidung betrifft bin ich konservativ. Ich will damit kein Exempel statuieren... Ich würde gerne glauben, dass ich meistens auf sublime Weise moderne Zeichen setze. Dabei ruht meine Arbeit aber natürlich auf älteren Grundfesten, anderer Musik, anderer Kunst. Ich denke, alles Kreative basiert auf etwas, das schon da war. Sie versuchen dann nur noch, einen kleinen Schritt in eine andere Richtung zu gehen. Alles andere wäre Zeitverschwendung.

„Olympia“ war tatsächlich als neues Album von Roxy Music geplant. Aber dann wollte ich doch lieber aus einer grenzenlosen Palette schöpfen und mich nicht beschränken... Ich hoffe aber, dass es eines Tages wieder ein Roxy-Album geben wird. Instrumental sollte das sein, mit einem Schwerpunkt nicht auf den Songs, sondern auf dem Klang. Das wäre wirklich interessant...

Der erste echte Dandy war Jean Foressas des Esseintes in Joris-Karl Huysmans À rebours, der sich nur mit Dingen großer Schönheit umgibt, mit Pflanzen, Düften, Erstausgaben... Sind Sie ein solcher Dandy?

Ich denke schon. Ich glaube, weil das Leben eine so kurze Reise, ein so kurzes Abenteuer ist, bin ich verpflichtet, das meiste daraus zu machen...

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der seinen eigenen Stil ausbilden will?
Schau Dir die richtigen Leute an – oder wenigstens die richtigen Filme!...

Bei welcher Mode schaudert der Ästhet?
Manche Leute tragen allen Ernstes Trainingsanzüge in der Öffentlichkeit... Ich frage mich: Was tragen die dann im Fitnessstudio? Einen Tweedanzug?...

Auf fast allen Ihrer Plattencover lockt eine weibliche Schönheit... „Sex sells“?
Vieles, was Menschen tun, ist getrieben von erotischem Verlangen. Bei mir begann es mit dem ersten Roxy-Music-Album. Die Musik war fertig, und von mir wurde eine Idee fürs Cover erwartet. Schließlich hatte ich Kunst studiert...

Ihr Lehrer war Richard Hamilton, Gründer der Pop-Art.
Eben! So was verpflichtet, da musste ich etwas liefern... Eine attraktive Frau auf dem Cover erschien mir damals überraschender und reizvoller als, sagen wir, die übliche Gruppe junger Männer, die alle versuchen, möglichst cool zu gucken.

Ihr Beitrag zur Kunstgeschichte?
Oder zur Pop-Art, wenn Sie mir schmeicheln wollen...

Warum eine hingegossene Kate Moss?
Kate ist die glamouröseste weibliche Ikone der letzten zehn, zwanzig Jahre und hat die nötige Rock-’n’Roll-Credibility und einen entsprechend schlechten Ruf, die Verruchtheit, die eine „Olympia“ haben muss.

Eine Anspielung auf...
...Édouard Manet, genau. Es ist eines der großartigsten Bilder, die ich kenne. Diese Frau ist kein idealisierter Akt, ...keine Personifikation, keine Allegorie auf eine Göttin oder alles Weibliche, nicht ins Abstrakte entrückt. Sie liegt einfach da, als warte sie auf ihren Mann, ihren Liebhaber – oder ihren Kunden...

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Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu:

Dandy in der Komfortzone
Ein Gespräch mit Bryan Ferry über sein Album „Olympia“, dunkle Cordanzüge, ungefärbte Haare und die Kunst, die zu einem edwardianischen Landhaus passt
Gespräch mit ARNO FRANK und THOMAS GROSS
DIE ZEIT No 43 , 21.10.2010

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Auszug aus einem Interview von Ingeborg Harms mit Bryan Ferry

... meine Söhne sind inzwischen sehr involviert. Tara, mein Jüngster, ist gerade zwanzig. Er sitzt am Schlagzeug auf dieser Platte. Aber auch Isaac spielt eine wichtige Rolle, er hat die DVD zu "Olympia" gefilmt. Bei meinem ältesten Sohn Otis habe an Otis Redding gedacht, einen meiner großen Helden...

Interessant an "Olympia" ist, dass jedes Stück zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort begonnen wurde, und doch laufen sie alle in einem Punkt zusammen. An "Heartache by Numbers" zum Beispiel habe ich mit den Scissor Sisters in Brooklyn gearbeitet. Dann habe ich den Song nach England gebracht und daran weitergearbeitet... Mit "Reason or Rhyme" beispielsweise habe ich ewig gekämpft.

Die Londoner "Olympia"-Ausstellungshallen liegen direkt gegenüber dem Studio... Das Wort hatte schon eine ganze Weile an mir gezupft, und es passte vollkommen. Kate Moss ist auf dem Cover. Es gefällt mir, dass man auch Manets "Olympia" assoziiert... Wir haben das Cover locker an Manet orientiert...

Zu meinem Glück hatte ich in meiner Kindheit immer Förderer. Die wunderbare Miss Swaddle zum Beispiel, eine grimmige Englischlehrerin, die ich wirklich bewundert habe. Oder Mrs Hope, meine Geschichtslehrerin, die schon ziemlich alt war, aber deren Erzählungen mich gefesselt haben. Sie konnte die Französische Revolution wieder lebendig machen. Ich habe alles aufgeschnappt, ich war danach süchtig...

Musik verbindet uns mit den Toten. Hier sind wir und lesen noch immer Shakespeare, Dickens und Goethe... Lyrik verdichtet Gedanken in so wenig Worten wie möglich... Es gibt einfach ein paar Schriftsteller, die eine Saite in dir zum Klingen bringen. Sylvia Plath gehört auch dazu. Es ist angenehm, jemanden zu lesen, der Worte ernst nimmt...

So wie mein Leben jetzt eingerichtet ist, mit seiner bürgerlichen Grundlage, kommt es der Kreativität zugute. Wenn es zu turbulent wird, kann ich mich nicht konzentrieren...

Zum Stück „Song to the Siren“: Wir sind alle Sirenen... Der sinnliche Reichtum, nach dem wir uns sehnen, ist ein Teil von uns selbst. Ich habe über Geräusche und Mysterien des Meeres nachgedacht. Wo kommt das alles her? Dann habe ich mir alle greifbaren CDs mit Walgesängen angehört, richtig Forschung betrieben. Sie können die Wale auf der Platte hören...

Mir kam das wie eine großartige Metapher vor, diese einsamen Kreaturen, die endlos durch die Ozeane streifen und nach einem Partner suchen. Sie sind sicher ein gutes Omen für "Olympia", auch wenn sie von den Lizenzgebühren nichts haben. Obwohl, ich könnte ihnen etwas spenden. Das ist eine gute Idee, für gutes Karma...

Mein Vater hat mir immer leid getan. Er war jemand, der den weiten Himmel liebte. Er war ein echter Landmann. Aber das Leben hat ihn dazu gezwungen, die Pferde im Schacht, im Bergwerk untertage zu betreuen. Das war eine schreckliche Arbeit. Sie hat mich sehr traurig gemacht. Es war, als ob ich mich besonders anstrengen müsste, um es besser zu machen...

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Wer das vollständige Interview/Gespräch lesen möchte, gehe zu: 

Bitte sagen Sie Gesamtkunstwerk zu mir
Der englische Popsänger Bryan Ferry hat eine neue Platte: „Olympia“. Ein Gespräch über Wale und Grubenpferde, den großen Gatsby, die Vorteile eines dicken Kopfes und Kate Moss
Interview INGEBORG HARMS
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeigung, 17. Oktober 2010


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