Bobvater wird multimedial

Auf seinem 33. Studioalbum, Together Through Life, nimmt uns Bob Dylan noch einmal mit auf den blues train, auf dem er seit nunmehr fünf Jahrzehnten unterwegs ist, zu sämtlichen Verheißungen seiner Musik: Die Sehnsucht nach dem amerikanischen Süden, die Westernatmosphäre seiner mittleren Jahre, die Texmex-Klänge von jenseits der Grenze... und variiert darin das Liedgut noch älterer Fahrensleute, über die die Geschichte hinweggegangen ist... keine schnöde Originalität... sein Metier besteht im Um- und Fortschreiben der Tradition... neuerdings auf vielen Kanälen.

Todd Haynes’ fiktive Filmbiografie, Martin Scorseses No Direction Home, seine Memoiren Chronicles und seine Theme Time Radio Hour auf dem Internetsender Sirius XM. Letzterer das Medium seiner Rückkehr zu den Wurzeln: Mit dem Ohr am Radio hat ein Provinzjunge namens Robert Allen Zimmerman selbst einmal Geisterstimmen aus dem „Äther“ in Empfang genommen; sie erst ließen den Entschluss in ihm reifen, sich in einen fahrenden Sänger zu verwandeln... Und hier legt er seine Ursprünge offen, um am Ende, wie jeder gute DJ, hinter das Gezeigte zurückzutreten: It’s the song, not the singer...

Je multipler er agiert, desto mehr erweist Dylan sich als der buchstäbliche Niemand seiner Lieder. Der Clou am multimedialen Dylan ist die Einsicht, dass „Dylan“ selbst nur ein Medium ist: Er spricht zu uns in den Zungen einer verschwindenden Welt. Auf Together Throug Life sind es Szenen aus einer cantina jenseits des Rio Grande... es ist spät geworden... der Wirt stellt bereits die Stühle hoch. „How long can I stay in this nowhere cafe?”

Dylan, der ewig flüchtige: It ain’t me, Babe. 

von Thomas Gross

Exzerpt von Karlheinz 


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THOMAS GROSS
Bobvater zum Mitmachen
Bob Dylan wird multimedial: Auf seinem neuen Album „Together Through Life“ erzählt er der Generation Internet die alten Bues-Geschichten noch einmal ganz neu – und schaltet eine interaktive Homepage dazu
DIE ZEIT Nr. 18, 2009-04-23.

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