Arenen-Gröhler

ehemals: Stadion-Sprecher

Bis gegen Ende des zweiten Jahrtausends gab es „Stadien- oder Hallen-SPRECHER“, die ALLEN Gästen, meist von Sportveranstaltungen, nützliche Informationen mit Hilfe einer elektrischen Verstärkeranlage übermittelten.

Seit dieser Zeit werden neu errichtete Stadien oder Veranstaltungshallen zunehmend nach Geld "Gebern", meist multinationalen Konzernen benannt, obwohl deren Beitrag i.d.R. nur aus einem Teil der Bau- und viel seltener der weit höheren Unterhaltungskosten dieser neo-antiken Circus-Immobilien und im Wesentlichen aus umgeleiteten Steuergeldern besteht. Den Hauptteil der Kosten trägt denn auch brav und wie eh und je das Kleinvieh, der wahre Steuerzahler, der wohl nebenbei emotional weitaus mehr mit SEINEM "Weser-" oder "Müngersdorfer Stadion"... als mit "Trallala-2"... am Hut hat.

Einher mit dieser "Ver-Fisch-Marktung" klingt der Begriff "Stadion" den big thinking Führern dieser Konzerne viel zu mickerig. Eine ARENA muss es mindestens sein, mit gigantischen Zuschauerrängen, soll sie dem Volke ja schließlich die Gelegenheit bieten, sein Eigentum kostenflichtig von innen zu betrachten und sich mal so richtig klein vorzukommen, angesichts derart kolossaler Gestaltungskraft und "Genialität" von Firmen-, Bank-Managern und zuarbeitenden Politikern.

In die logische Harmonie dieser "Ver-Fisch-Marktungs-Kackofonie" reiht sich denn der neuzeitliche Arenen-GRÖHLER, ein elektrisch unerträglich verstärkter Schreihals, der die Anhänger der Heimmannschaft hysterisch und nicht selten in frequenz-hinauf-heulendem Crescendo, als circensischer Vorbeter, zu ebensolchen unmäßigen Herden-Laut-Äußerungen anstachelt; In letzter Zeit die ekelhafte und unverschämte Box-Seuche bei den Öffentlich Rechtlichen mit ihren hirnrissig gejaulten Ankündigungen der Gegner. Dass die Sportler der "Gast" Mannschaft, ebenso wie deren angereisten Anhänger, auf diese obligate = nicht abschaltbare Weise, sportlich minimal gastfreundlich und maximal unfair (unschön = hässlich) in voller, unverhohlener Absicht, dreist behindert und benachteiligt werden, scheint auch noch - mir absolut unverständlich - mit allseitigem Einverständnis stattzufinden. Hurra, wir verdoofen!

"Der zwölfte Mann"-Gerede und ähnlich blödzeitungs kompatible, schleichende verbale Aushöhlungen der FAIRNESS als Grundstein allen elementaren Regelwerks des Sports, einer einmal zu Recht als "schönste Nebensache der Welt" titulierten menschlichen Aktivität, katapultieren diese im Salto rückwärts gen panem et circenses. Sportarten, in deren Rahmen Aktionen von Nicht-Mit-Spielern = meist Zuschauern, geduldet, ja als "normal" oder gar als wünschenswert, von Arenen-Gröhlern auch noch animiert werden, die nicht im fairen An"feuern" bestehen - wenn denn das überhaupt sein muss -, die für alle unleugbar UN-FAIR = UNSCHÖN sind, gehören auf eine Schwarze Liste. Auf jeden Fall entsprechen sie in keinster Weise mehr dem Bild des Sports als Keimzelle eines erstrebenswert funktionierenden Gemeinwesens und haben damit auch in unseren Schulen nichts mehr verloren.

Leider ist trotz aller empörender, flächendeckender Doping- und sonstiger Betrugs-Verseuchung weltweit agierender Sport-Konzerne auch nicht der Ansatz einer allgemeinen Distanzierung von einem derartigen Sportverständnis zu erkennen. Ganz im Gegenteil wird unbeeindruckt weiter steuerfinanziert fischmarktschreierisch in Techno-betäubte Gehirne gedröhnt, die weiterhin brav an jedem Wochenende ihre Portemonnaies über den Zaun werfen und den Wahnsinn immer wahnsinniger finanzieren.

Sportarten dagegen, die in ihrer Ausübung und ihren vielschaligen Umfeldern einem wünschbaren sozialen Umgang förderlich wirken könnten, wenigstens sozial verträglich erscheinen, deren ernsthaft wahrgenommene Kernmaxime noch das "Fair Play" ist, sind kaum noch zu finden. Sie stehen inzwischen auf einer nicht mehr besonders langen, dafür aber dunkelst Roten Liste.

Mein Sportinteresse vor fünfzig Jahren war neugierig und leidenschaftlich in alle Richtungen. Nicht von ungefähr wurde ich Diplom-Sportlehrer. Wenn ich mein heutiges, bestenfalls noch ritualisiertes, gewohnheitsmäßiges Interesse am Sport als Gradmesser nehme, dann steht er kurz vor dem Aussterben.

Einziger Trost: Es gibt doch noch ein paar wenige Sportarten - ohne Arenen-Gröhler - die ich wirlich genießen kann, bei denen es noch zur Kultur gehört, dass sich die Zuschauer in jeder Form zurückhalten. Eine ist z.B. Snooker!

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