Und die Band spielte schlecht

von ALEXANDER McCALL SMITH
Ins Deutsche zu übertragen versuchte: Karlheinz
 

WARUM sollten richtige Musiker – die, die ihre Instrumente wirklich spielen können – den ganzen Spaß für sich behalten?

Vor einigen Jahren beschloss eine Gruppe frustrierter Leute in Schottland, dass das Vergnügen, in einem Orchester zu spielen, nicht nur denen vorbehalten sein dürfe, die gut genug dafür sind, es sollte auch für reinste Amateure möglich sein. So gründeten wir das Really Terrible Orchestra (das Wirklich Schreckliche Orchester), ein Pauschal Orchester für alle, die wirklich spielen wollen, die das aber nicht besonders gut können. Oder, die das in einigen Fällen überhaupt nicht können.

Mein Spielvermögen setzte den Standard. Ich spiele Fagott, wenn auch nicht das ganze Fagott. Das Cis habe ich nie richtig hingekriegt und in allen Noten über dem hohen D bin ich schwach. Gewöhnlich lasse ich die weg, wenn sie auftauchen, und ich finde, das wirkt gar nicht so schlecht. Natürlich bin ich nicht vollkommen unausgebildet, nach einer Reihe von Unterrichtsstunden mit dem Instrument und einem Musik Studenten, der völlig entsetzt aussah, während ich spielte. Den meisten Spielern im Orchester geht es ziemlich genau so; Sie haben ihr Instrument zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben gelernt, aber nicht besonders gut. Jetzt haben auch solche Menschen ihre zweite Chance mit dem Really Terrible Orchestra.

Als die Gründung des Orchesters bekannt wurde, führte das zu einer großen Welle von Beitrittsgesuchen. Unsere Vermutung, dass es viele Menschen gäbe, die sich danach sehnten in einem Orchester zu spielen, die aber zu ängstlich waren oder sich zu sehr schämten, das offen zu bekennen, stellte sich als richtig heraus. Natürlich gab es keine Vorspiele, obwohl wir mit dem Gedanken einer Nagativ Audition gespielt hatten, in der alle, die zu gut waren, abgewiesen worden wären.

Einige Mitglieder waren wirklich sehr grenzwertige Musiker. Einer der Klarinettisten, der sich im Augenblick für eine Weile der Neu-Besinnung aus dem Orchester zurückgezogen hat, hörte beim mittleren B auf, noch vor dem natural break des Instruments. Er konnte nicht höher kommen, was fatal war, da ihm darunter nur sehr wenige Noten übrig blieben. Ein anderer, ein Cellist, war unglücklicherweise sehr schwerhörig und auch sehr vage beim Stimmen der Saiten. Als Eselsbrücke hatte er die Notennamen ganz pfiffig mit Bleistift auf den Steg geschrieben. Das schien aber dennoch nicht zu helfen.

Ganz am Anfang engagierten wir einen professionellen Dirigenten, ein Muss für jeden, der dies liest und der vorhat, mit einem ähnlichen Orchester zu beginnen. Finden Sie einen, der tolerant ist und der Sinn für Humor hat. Der Dirigent muss sich außerdem reichlich sicher sein, mit etwas in Verbindung gebracht werden zu wollen, das Really Terrible Orchestra genannt wird; schließlich kommt das in den Lebenslauf.

Unsere anfänglichen Bemühungen waren grässlich, aber wir ließen uns nicht entmutigen. Sobald wir ein paar Stücke beherrschten – wenn beherrschen das richtige Wort ist – machten wir eine öffentliches Konzert. Wir diskutierten darüber, ob wir Eintritt verlangen sollten, waren aber weise genug, uns dagegen zu entschieden. Das hieße doch, zu weit zu gehen.

Sollten wir das andere Extrem wählen und die Gäste fürs Kommen bezahlen? Es gab einige, die dafür waren, aber wir entschieden uns doch dagegen. Stattdessen spendeten wir dem Publikum vor dem Konzert einige Glas Wein. Das, wie sich herausstellte, half sehr.

Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Unser erstes Konzert war brechend voll und nicht nur mit Freunden und Verwandten. Die Menschen waren fasziniert von der umwerfenden Ehrlichkeit des Orchesternamens und kamen, um zu sehen, wer wir waren. Sie waren begeistert. Ermutigt durch den stürmischen Applaus, machten wir weitere Konzerte, und unser treues Publikum wuchs. Wenn wir heute unser alljährliches Konzert zum Edinburgh Festival Fringe geben, ist die Halle randvoll mit Hunderten von Musikliebhabern. Standing ovations sind fast geschenkt.

“Wie diese Menschen es wagen können, in der Öffentlichkeit aufzutreten, ist mir völlig unfasslich“, schrieb ein Kritiker in der Zeitung The Scotsman. Ein anderer sagte einfach: „Grässlich“. Nun, das mag so sein, aber wir haben nie behauptet, etwas anderes zu sein, als wir sind. Und wir wissen, dass wir grässlich sind; Es ist nicht notwendig, das Offensichtliche auch noch festzustellen. Wie kindisch diese Kritiker sein können!

Sogar noch größere Höhen wurden erklommen. Wir machten eine CD, und zur unserem Erstaunen wurde sie gekauft. Ein bekannter Komponist wurde beauftragt, ein Stück für uns zu schreiben. Wir spielten es in einer Weltpremiere, unter eigenhändiger Leitung des erstaunten Komponisten. Er schloss seine Augen. Hörte er etwa die Musik in seinem Kopf, so wie sie hätte sein sollen? Das hätte es für ihn sicher leichter gemacht.

Es gibt nun kein Halten mehr für uns. Wir sind keinen Deut besser geworden, aber wir machen unbekümmert weiter. Das ist Musik als Therapie, und viele von uns fühlen sich allein beim Versuch schon besser. Wir bleiben wirklich schrecklich, aber mit wie viel Spaß. Aus unserer Sicht macht es nichts, dass wir rettungslos verstimmt klingen. Es macht auch nichts, dass Mitglieder des Orchesters mehr als nur einmal dabei erwischt wurden, dass sie andere Musikstücke spielten, von verschiedenen Komponisten, zur gleichen Zeit. Ich für meinen Teil schäme mich nicht über diese Schwierigkeiten mit dem Cis. Wir bleiben dabei. Schließlich sind wir das Really Terrible Orchestra, und wir werden nicht aufhören.

Steht auf Amateure – lasst Euch hören.


Alexander McCall Smith ist der Autor des in Kürze erscheinenden Romans “The Miracle at Speedy Motors.”

Siehe auch:

- Face The Music [

- Der Original-Artikel von Alexander McCall Smith in der New York Times: [


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