PAUL McCARTNEY Zuletzt war er hier 2003 auf seiner "Back In The World"-Tour live zu hören und zu sehen. Das Motto der Tour 2009 "Good Evening Europe" bezieht sich auf die Multidisc "Good Evening New York" (CD/DVD), eines Mitschnitts seiner Konzerte in der New Yorker Citi-Field-Arena anlässlich seiner "Summer Live '09"-Tournee in Nord-Amerika. Die Citi-Field-Arena steht seit April 2009 auf dem Areal das abgerissenen Shea-Stadions. Am 15. August 1965 hatte das größte Live-Konzert der Beatles in dem damals mit 57.333 Zuschauern ausverkauften Shea-Stadion stattgefunden. […]» The Beatles im Shea-Stadium 1965 Mittwoch, 16. Dezember 2009, nach der Anreise vom jahreszeitlich korrekt leicht "verzuckerten" Hohen Westerwald zum kalten Eifelplatz in Köln heißt es sich aufwärmen und treffen mit Uwe in Anna und Helges "bei mir". Wir erreichen den Ruschmeier-Gedächtnis-Klotz auf der schälen Kölner Rheinseite kurz vor dem angekündigten Konzertbeginn, 20 Uhr und unsere Plätze darin auf der absolut hintersten und höchsten Sitzreihe, Oberrang 2, Block 714, Reihe 12, Plätze 15 bis 17. Wo, wenn nicht hier, passt das Harry Potter-Zitat: "...lasst es mich so sagen: Ihr werdet die Ersten sein, die es erfahren, wenn es zu regnen beginnt!". Ein Vergnügen auf der miesesten "Trampelloge" für inzwischen offenbar allgemein tränenlos akzeptierte "schlappe" 56,50 Euro (113 D-Mark!) pro Nase, just unterhalb der Eingangspforte zu Petrus. Ablegen, absitzen, abschnaufen, immerhin haben wir die schwindelerregenden, alpinen Höhen der Stahl- und Beton-"Arena" ohne Seil, Steigeisen und Bergführer erklommen. Erste Meldung vom Hörzentrum: Eine nervig bass-matschige Vormusik lässt ahnen - die berüchtigte S......akustik dieser Halle ist uns erhalten geblieben, obwohl, wie es scheint, die noch immer am besten auf die räumlichen Besonderheiten abgestimmte, hauseigene Beschallungsanlage zum Einsatz kommt. Der Gelbe Fleck, Ort des schärfsten Sehens im menschlichen Auge, auf Maximal-Leistungs-Modus eingestellt und immerhin, das ist von hier aus möglich, fast frontal auf die schnörkellose Bühne gerichtet, meldet der Sehrinde ein breites Podest für Pauls Flügel rechts, die Keyboards links und in der Mitte das beiderseits Plexiglas abgeschirmte Schlagzeug. Wie jeder weiß, "Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige": Deutlich innerhalb des "akademischen Viertels", 20-Uhr-12-Komma, erlischt das große Licht: Sir Paul und seine Band besiedeln ihre Arbeitsplätze und beginnen den heiligen Dienst an fünfzehntausend, aus allen Himmelsrichtungen angereisten, erwartungsvollen Beatles-Archäologen. Krachend eröffnet "Magical Mystery Tour" die folgenden pausenlosen einhundert-ein-und-sechzig Minuten einer wahrlich "Zauberhaften (Wieder-) Entdeckungsreise" durch das grandiose Werk des erfolgreichsten Songwriters aller Zeiten, DES herausragenden Musikers der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts... Als die Großraum-Höhlen-Beleuchtung die Pupillen wieder auf "minimalen Durchmesser" stellt, ist es sechs Minuten vor elf und die folgende, absolut beeindruckende Setliste mit 36(38) Stücken, teilweise in nahezu Endlosschleife vom stehenden Publikum besungen und beklatscht, liegt hinter uns: Magical Mystery Tour Zugabe 1 Zugabe 2 In a nutshell: Der Sound wurde während des gesamten Konzerts nie wirklich das, was im Entferntesten an HiFi erinnert hätte. Aber nach einigen ersten Stücken, die ich als nicht 100%ig bibelfester Paule-Fään nicht kenne, die mir reichlich breiig daherkamen, wurde es mit der Zeit doch so, dass ich immer häufiger optische Eindrücke auf den Videotafeln rechts und links der Bühne, z.B. vom Saitenspiel eines Gitarristen mit entsprechenden Höreindrücken zur Deckung bringen und auch die Konturen des Gesangs deutlicher erkennen konnte. Bei aller, vielleicht etwas überempfindlicher audiophiler Nörgelei: DAS absolute Plus dieser Veranstaltung war die begeisternd mitreißende und im positivsten Sinne werkdienlich professionelle Leistung der fünf Bühnenakteure, die sich im Verlauf des Abends immer besser gegen die tontechnischen Eigenheiten dieses Veranstaltungsortes durchsetzte. (Ein Vergleich mit dem zweiten Stint am Donnerstag wäre interessant). Wenn ein Herr Lehmkuhl beim Konzert vor 14 Tagen in Berlin noch einen Balanceakt zwischen Rührseligkeit und Lächerlichkeit bemerkt haben will, dann war davon in Köln aber auch nicht die Bohne zu sehen, ebenso wenig wie von penetrant breitmaul-grinsenden Gitarristen mit falschen Frisuren. Dafür ein nach wie vor "bubihafter" Paul, der "ja keinen Arsch in der Hose hat" (cit. Elke) und mit seinen vegetarischen 67 Lenzen eine beneidenswerte Fitness "an die Nacht legte". Eine außergewöhnliche Spannbreite von fast intimen Solo-Auftritten Sir Pauls an der akustischen Gitarre bis zum Vulkan-Ausbruch von "Live And Let Die", der mit der Übertragung des Pyro-Donners vom Bühnenrand die maximale Kompressions-Potenz und die Zerstörungs-Toleranz der PA und damit auch der un"bewaffneten" Innenohren des Publikums gleich zweimal gnadenlos ausreizte. Heute abend gab's keine abgenudelte Klischees bedienende Zwergenaufstände von Möchtegern-Rockern. Heute zeigte der königlich geadelte Meister überzeugend unaufgeregt alle Facetten seiner Könnerschaft, eines herausragenden Künstlers unserer Zeit, gemeinsam mit vier Musikern, die ihm dazu absolut erfolgreich das Wasser reichten. Die Band: Paul McCartney vocals, bass, guitar, piano, […]» Ein Kölner Publikum, das vollkommen von Paul und den Seinen mitgenommen wurde, durchaus nicht nur Stirn- und sonstige Glatzenanwärter oder gar -besitzer, auch eine offensichtlich begeistert mittanzende Fraktion Zwanziger und Dreißiger machten sich eine Stunde vor Mitternacht bestens bedient auf den Heimweg. Ups - da muss uns doch bis kurz hinter dem Neumarkt äußerst versehentlich etwas entgangen sein: Weder An- noch Abreise mit der KVB sind - ist das neuerdings so? - im luxoriösen Kartenpreis enthalten. Das entsprechend fällige Taxi ab Rudolfplatz berappt Uwe (als zwangsbesteuerter Einkommensbezieher ist er Kummer gewöhnt, Danke!) und so geht der absolut gelungene Abend im "bei mir" da weiter, wo er sechs Stunden vorher begonnen hatte, mit Tee, Kaffee und mit Elkes: "Gut, dass Ihr mich überredet habt. Hätte nie gedacht, wie rockig Paule ist. Das Konzert war einfach spitze!" Dem ist nichts hinzuzufügen. Karlheinz |
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