Nick Mason
über dit und dat und Pink Floyd... 

„Dass Rockstars bitterarm sein und sich aus ihrer schlimmen Jugend nach oben spielen müssen, ist ein Klischee. Okay, in den frühen Jahren des Rock’n’Roll kamen viele Arbeiterkinder hoch, und Musiker, die selbst bei der Bahn oder in der Fabrik schufteten. Das änderte sich bald. Die Beatles waren auf dem College... 

Mit Sid Barrett gab es ständig Ärger, auch in Folge seines Drogenkonsums. Wir wollten weitere Konflikte vermeiden. Aber keiner brachte es übers Herz, ihm zu sagen: Du gehörst nicht mehr zur Band. Als wir zu einem Auftritt nach Southampton fuhren, haben wir ihn einfach nicht abgeholt. Das war 1968. Sehr lange her, aber wir schämen uns heute noch dafür... 

Pink Floyd live muss für das Publikum eine verwirrende Erfahrung gewesen sein. Wir waren ein Experiment, und so war auch unsere Musik. Im Radio hörten die Leute Songs mit zwei Minuten. Und dann kommt plötzlich eine Band daher, wo ein Stück schon mal 15 Minuten dauert... 

Am Anfang, von 1965 bis zum Album „Dark Side Of The Moon“ 1973, haben wir so gut wie nichts verdient. Veranstalter zahlten manchmal keine Gage, weil sie meinten, was wir machen, sei gar keine Musik. So um 1970 waren wir mit 15 000 Pfund verschuldet. Wir genehmigten jedem von uns nur 7 Pfund und 6 Schilling die Woche. Mit dem Rest stotterten wir Schulden ab... 

Die berühmte Sprechsequenz „There is no dark side of the moon. Matter of fact, it’s all dark” ist von Jerry, dem irischen Pförtner der Abbey-Road-Studios. Wir hatten 14 Fragen auf Papier geschrieben und sieben Leute um unsherum um Antworten gegeben. Jerry meinte, am Mond gebe es keine dunkle Seite, weil da alles dunkel ist. Die beste Antwort, also haben wir sie übernommen. Einmal, als wir im Studio saßen und nach einem Titel für unser neues Album suchten, lasen wir in der Zeitung die Geschichte einer Mutter, der man einen Herzschrittmacher einpflanzte, ehe sie ihr Kind zur Welt brachte. Über dem Artikel stand: „Atomheart Mother“. Das war’s... 

1979 kamen plötzlich Steuerforderungen, die uns ruiniert hätten. Da schlug jemand vor: Zieht doch weg. Das war ein selten guter Rat. Also zogen wir nach Frankreich. Ein Jahr später waren in England die Steuergesetze geändert und wir kehrten wieder zurück. 

1980, mit „The Wall“, haben wir ganz extrem draufgezahlt. Wir gaben nur ganz wenige Konzerte, machten ein teures Filmprojekt und dann verließ uns Roger Waters. Er dachte, wenn er als Hauptsongwriter die Band verlässt, darf sie sich nicht mehr Pink Floyd nennen. Er wollte den Namen für sich. Im Vertrag mit der Plattenfirma stand aber, wenn einer geht, besteht die Band trotzdem weiter. David Gilmour, Rick Wright und ich brachten dann als Pink Floyd die beiden Platten „Momentary Laps Of Reason“ und „The Division Bell“ heraus... 

Ich habe mir nie ein Auto als Investment gekauft, nie. Meine Autos sind sehr unterschiedlich. Ich habe ein altes Zirkusauto, nichts Großartiges, aber ich mag es einfach. Einige Autos leihe ich für Film- oder Fernsehaufnahmen aus, meist für kleine Low-Budget-Produktionen, die sich solche Autos sonst nicht leisten könnten. Mit anderen fahren wir Ralleys. Meine Frau, meine vier Kinder und ich haben alle Rennfahrerlizenzen. Eine Tochter ist mit einem Rennfahrer verheiratet und dessen Bruder, Vater, Cousins und Onkel fahren auch.

Noch Fragen?“


Dies sind Auszüge aus dem Artikel: 

„Die ersten acht Jahre haben wir so gut wie nichts verdient“
Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason über frühe Niederlagen, fliegende Schweine und wie Plattenkonzerne mehr als 100 Millionen Dollar für ein Comeback boten.
Interview: Uwe Ritzer
Süddeutsche Zeitung, 16. Juli 2010


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