Freitag, 17. April 2009
An die Leserbrief-Redaktion der Süddeutschen Zeitung
zu Ihrem Artikel:
"
Last in Space" - sueddeutsche.de

Original in der SZ, 2009-04-17:
"
Auf der Bugwelle des Traumschiffs" – Das lange Glück des kurzen Fingerschnippens: Zum 80. Geburtstag des Arrangeurs und Bandleaders James Last

Von Helmut Mauró 

Eine skurrile Geburtstagsrede

von Karlheinz Damerow 

Man kann doch ganz einfach sagen, diese Musik gefällt mir nicht. Warum muss denn ein studierter Pianist und Musikwissenschaftler, der sich in seiner Magisterarbeit über Opernouvertüren von Mozart und die klassische Symphonie kundig gemacht hat, seine private akademische Analyse der Komponierkunst von James Last zu dessen 80sten Geburtstag derart respektlos und herablassend missbrauchen, um mit weitgehend geringschätzigen verbalen Verkleidungen seiner Analyse nicht viel mehr als eben genau das, nun aber teilweise würdelos und beleidigend zu sagen: "Ich, Helmut Mauró, mag James Lasts Musik nicht!"?

Etwa nur weil er sich bei der SZ verpflichtet hat, am Freitag, 17. April 2009, zum 80. Geburtstag von James Last, eine bestimmte Zahl von Zeichen abzuliefern?

Warum braucht er dazu aber einen mehr grunzenden als rülpsenden E-Bass, der James Last angeblich vom Hard Rock unterscheidet, einen Bass, der über die chromatisch anvisierte Septe, also dem Sekundakkord, über das beinahe klar erreichte D-Dur in die flauschig ausgebreitete Subdominante, das reine G-Dur, fällt, das ein bisschen nach frischem Heu riecht? Wozu eine E-Gitarre, die sich vom zweigestrichenen g chromatisch unvermindert nach unten schleimt und die Melodietöne von unten anschleift, so dass das Quieken glücklicher Schweine entsteht? Wozu braucht es ein immer gut durchlüftetes Schlagzeug in einem Orchester ohne Erotik, stattdessen mit Wellness? Und wenn, was wäre dagegen zu sagen? Welchen Anlass sieht Herr Mauró, Herrn Last zu dessen Jubiläum jene Du-Darfst-Erotik von un-lüsternen und un-anarchischen zwei Bassschritten und einem synkopisch versetzten Metrum - Synkopen, seine Lässigkeit - zu attestieren, die so klinge wie die Kohabitation von Florian Silbereisen und André Rieu: Die Fünfziger-Jahre-Sexualität mit subdominantischem Schlenker, der im Pop immer sehr läppisch wirkt? Warum war es für ihn notwendig, James Lasts Staccato-Trompeten als Zeichen der aufmuckenden Sechziger-Jahre-Jugend zu deuten und ihm die Vernichtung von „Seasons In The Sun“, die Metzelung von „Hey Jude“ in eine Gruselversion mit Geigengesülze ins Gästebuch zu schreiben?...

Und ab und zu klopft ein Jazzpianist ein paar schräge Akkorde zwischen diese skurrile Geburtstagsrede – Letzteres hat James Last nicht verdient – ganz gleich, ob man seine Musik mag oder nicht.

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