Ist nur Jimmy Page bescheuert?

Exzerpt eines Artikels
von CHRISTIAN ZASCHKE,

den offenbar Lederjackenträger unter Rock-Journalisten stören – genauso wie gesinnungs-frei-willige Glatzen-Träger 2.0?

Übrigens, was in diesem Artikel steht, reicht gerade mal für die Unterschrift eines ganzseitigen Band-Fotos.

DAS wär’s gewesen.


Led Zeppelin, eine Rockband, die von 1968 bis zum Tod ihres Schlagzeugers, John Bonham, 1980 existierte.

1985: Live-Aid-Konzert in Philadelphia, mit einem „furchtbar scheppernden“ Tony Thompson und Phil Collins am Schlagzeug.

1988: 40 Jahre Atlantic Records, Konzert mit Jason, John Bonhams Sohn, der nicht genug geübt hatte.

(1997: “Walking Into Clarksdale”, eine sehr schöne, kommerziell erfolglose Platte, mit Jimmy Page und Robert Plant.)

10. Dezember 2007, O2Arena London: Konzert zur Erinnerung an Ahmet Ertegün, den fast ein Jahr zuvor verstorbenen Gründer der Plattenfirma Atlantic Records.

Für die 16.000 Karten gab es 20 Millionen Anfragen (= 1.250 ausverkaufte Abende, fast vier Jahre am Stück).

Das Konzert zeigte, wie viel Energie noch in dieser Band steckt. Jimmy Page spielte so gut wie lange nicht. Die Musik klang fast besser, mindestens ebenso gut wie in den Siebzigern.

Da war Led Zeppelin eine gewaltige Rock-Maschine, die von exzellenter Begabung, Drogen und wunderbarstem Größenwahn angetrieben wurde.

Das soll’s gewesen sein? Dieses Konzert und der Film dazu?

Robert Plant, Sänger: Hat keinen Bock, obwohl das letzte Konzert seine Idee war.

John Paul Jones, Bassist: „Wäre schön gewesen, wenn sich daraus etwas ergeben hätte. Aber so lange ich Musik machen kann, ist es mir völlig egal, mit wem ich und was ich spiele.“

Jimmy Page, Bandgründer, Gitarrist: „Ich liebe es einfach, diese Musik zu spielen, sie ist ein Teil von mir. Viele Leute sagen mir; dass sie mit den Liedern aufgewachsen sind. Dann sage ich immer: Ich auch!“

Tatsache: Led Zeppelin ist seit 32 Jahren Geschichte. Die Band und ihre Musik wird auch dann Geschichte bleiben, wenn der Boykott eines wirklich ehrlich „bock-losen“ Dauer-Pubertisten und die Leidenschaftslosigkeit und Gleichgültigkeit eines wirklich ehrlich „Will-doch-nur-musizierenden“ eine Verlängerung des Londoner Konzerts in irgendeine Gegenwart oder gar Zukunft verhindern.

Wirklich ärgerlich würde es nur, sollte sich einmal herausstellen, dass all dieses Getue nur Ausdruck einer kleinkarierten, nichts als Geld-gailen Verknappungs Strategie war – die auch noch 1000prozentiger hingehauen hat, als das schnelle Ende der Beatles.

Jimmy Page wäre dann zwar nicht frei vom Verdacht, auch nur eine Rolle in dieser „Schmierenkomödie“ gespielt zu haben.

Dennoch, mir spricht er 2012 aus dem Herzen.

Karlheinz Damerow

Mehr IST in dieser Seite nicht drin - ehrlich!


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Geht’s noch?

Jimmy Page würde gern wieder mit seiner Band spielen – der besten Band der Welt. Aber Led Zeppelin war nie nur genial, sondern immer auch sehr kompliziert

von CHRISTIAN ZASCHKE
DIE SEITE DREI
Süddeutsche Zeitung, 17. November 2012


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