Es ist schwer, nicht von ihm bezaubert zu sein

JOHNNY HALLYDAY bei seinem ersten
“British date in Royal Albert Hall”,
London, Dienstag, 16 October 2012

von ANDY GILL


Johnny Hallyday, seit den 60ern der „Französische Elvis“, hat anders als Elvis selber, Britische Einflüsse auf seine Musik zugelassen, nicht zuletzt in seiner Glanzzeit in den späten 60ern, als er Leute wie Jimmy Page, Big Jim Sullivan, Peter Frampton und The Small Faces als Session Musiker anheuerte.

Obwohl Hallyday über 110 Millionen Schallplatten in ganz Europa verkauft hat, waren nur wenige wenn überhaupt aus Großbritannien dabei, ein Ausdruck der extremen anglophonen Tradition des Rock’n’Roll (Ehemmm! - doch wohl eher der Francophobie der Engländer?). Sogar als die „Weltmusik“ boomte und französisch sprechende Gruppen wie Youssou N’Dour und Amadou&Mariam in die Musikszene des Vereinigten Königreichs eindringen konnten, blieb die Tür für Johnny fest verschlossen.

Seine Beliebtheit zuhause schwächelte dagegen nie: Tatsächlich macht Hallyday eine Art Karriere Revival mit, wie es auch andere Veteranen, etwa Leonard Cohen und Robert Plant erlebten. Drüben (in Frankreich) ist er wie ein älterer Saatsmann über den das Verbreiten von Gerüchten seines Todes liebevoller nationaler Zeitvertreib geworden ist. Doch in den letzten Jahren gingen diese Scherze ein wenig zu weit, als Hallyday wegen Darmkrebs behandelt werden und sich einer Wirbelsäulen- Operation unterziehen musste.

Was nicht zuletzt ein Grund sein könnte, warum er nach all diesen Jahren nun endlich in der Albert Hall auftritt. Und er muss gewiss nicht kämpfen, diesen Auftrittsort zu füllen, mit seiner Ausstrahlung, die ausgestattet ist mit der lockeren Sicherheit, die kommt, wenn man ein Leben lang Bühnen beherrschte.

Er hält ganz eng fest an den vertrauten RocK‘*‘Roll Wahrheiten: Hautnahes schwarzes Leder, kubanische Blockabsätze und permanent gespreizte Beine im Stil „Klassischer Rock-Gott“ – außer für den Moment in „Deux Etrangers“, wo er für die Beschwörung in der Mitte des Liedes auf die Knie fällt.

Seine Band kommt vom führenden Besetzungsbüro – ebenfalls alle schwarz gekleidet, geben sie die Figuren wie sie von Keith‘*‘Ronnie überliefert sind, während die Bebilderung des Bühnenhintergrunds das Markenzeichen des "Rock Traums" von Guy Peellaert trägt und der Rebellen-Ikonographie folgt, alles Motorrad und Feuer und Brando.

Zweifellos gibt’s Einflüsse auf Hallydays Œuvre – Ein Stück leiht sich jene Lenny Kravitz Melodie; Eine eher bluesige Nummer, „Excuse Moi Partenaire“, erinnert an „When Something Is Wrong With My Baby“; Und „Tennessee“ hat die elegante Art der zweiten, epischen Hälfte von „Layla“.

Johnnys Vortragsweise passt sich problemlos den Erfordernissen jedes Stückes an, zeigt in rockigen Nummern das dramatisch treibende Stakkato zu seinen Körperbewegungen und wird in Balladen zur Vornehmheit eines Baritons. Und bei aller offensichtlichen Masche („Schtick“) der Show ist es schwer, nicht von Hallyday selbst bezaubert zu sein – nicht zuletzt von seiner Art, mit der er, wenn er sich unter seinen Fans bewegt, nicht den jüngsten Ladies die Ehre erweist, sondern denen, deren Zuneigung tiefer begründet ist.

Ein Gentleman und ein Rocker.

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Wer den Original-Artikel lesen möchte, gehe zu:

First Night: Johnny Hallyday, Royal Albert Hall, London

France's Elvis is the perfect gentleman on his first British date

ANDY GILL, Tuesday 16 Oktober 2012
The INDEPENDENT


Reportage
sur le retour sur scène du BOSS, Johnny Hallyday


Concert
de Johnny Hallyday le 18 mai 2012 à L'Arena de Montpellier:
"Allumez Le Feu" + "Je Suis Né Dans La Rue"


"Ma Vie"


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