THE CREAM OF SCOTLAND -6-

Edinbvrgh - Hoher Westerwald
Freitag, 2009-08-08


Edinbvrgh
- The Castle of Clinog Eitin, Dùn Èideann -
der Tag nach dem Konzert.

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Da wir nicht mehr genau wissen, um welche Uhrzeit die viertägige Mietzeit des Focus am Car-Rental-Center am Flughafen abläuft, bei deren Überschreitung eine kostenpflichtige Verlängerung von einem Tag fällig würde, gehen wir auf Nummer sicher und gestalten den Samstagmorgen – erneut unter Mithilfe des Weckers, der damit seine Mitnahme vollends rechtfertigte – so, dass dies nicht eintrat. Der Wagen wird vor 11 Uhr anstandslos abgenommen. Ein weiterer Hinweis dafür, dass auch in Zeiten eines ubiquitären, für omnipotent und absolut lebensnotwendig gehaltenen cellphones - wir hatten unseres am Ladegerät im Westerwald vergessen - ein menschengerechtes Über-Leben auch ohne diese Glücksverheißung aller Händler dieser Welt möglich ist, genau wie schon in Millionen von Jahren vorher.

Der Rückflug ist für 19.20 Uhr angekündigt, also hatten wir noch reichlich Zeit. Wir finden, allerdings nicht ohne Umstände, eine hier offenbar nicht massenhaft nachgefragte Möglichkeit, unser Hand-Gepäck am Flughafen aufzubewahren. Immerhin, derart erleichtert, nur mit der Kamera beschwert, bringt uns ein City-Bus in die Innenstadt von Edinburgh. Nach dem Vorgeschmack von gestern nun der volle Hammer. Nicht nur eine, eine Herde von Hohe-Straßen. Ein irres Gewimmel, in alle Richtungen durcheinander wuselnder, sommerlich gekleideter, aber durchweg eigentlich gut gelaunter Menschen. Selbst die Agressivität der Bettler hat ihre Exzesse in dösender Apathie.

Wir finden die Haltestelle des City-Busses, zurück zum Flughafen, auf einer Brücke über dem Tal, das die City in ost-westlicher Richtung durchzieht, auf dessen Sohle die Eisenbahn in den just dahinterliegenden Bahnhof einfährt. Auf dem südwestlichen Talrand erkennt man Edinburgh Castle mit fahnengeschmückten Tribünen. Ostwärts, über dem Bahnhof ein Einkaufstempel mit davor aufspielenden Künstlern, erst ein Piper, dann ein Rock-Gitarrist und wieder entgegengesetzt, in Richtung Schloss, neben der Bahnlinie, eine üppigst belegte und frequentierte Wiese, Princes Street Garden.

Noch im Tal, wie offenbar an vielen Stellen der Stadt, irgendwas mit Galgen, Schafott oder mindestens Gefängnis (Hi Matze!) in den ehemaligen Markthallen, südlich an den Bahnhof geschmiegt, an der Market Street. Die Gebäude der Stadt fast alle aus dunkel patiniertem Sandstein und nahezu ausnahmslos vier- bis fünfstöckig. „Richtige“ Hochhäuser Fehlanzeige. Schön.

Ich hatte mir den Namen der Nach-Konzert-Kneipe nicht gemerkt und wollte dort hin wandern, um sie zu filmen. In diese Richtung ging’s teilweise durch herrlich kühle, ganz schmale Treppen-Gänge den Tal-Hang, durch die wuchtig kompakte Bebauung nach Süden hinauf. Elkes Blasen in den nur gemäßigt wandertauglichen Plateau-Latschen trugen nicht sonderlich zur guten Laune bei. Aber endlich war "The Maltings" erreicht und auf Festplatte gebannt.

Nun blieb nur noch: Wie komme ich auf den weithin sichtbaren „Tafelberg“ von Edinburgh, die "Cliffs of Salisbury Craig" im "Holyrood Park". Man kann ihn offenbar zu Fuß bezwingen. Einer von Sieben Hügeln, auf denen Edinburgh ähnlich wie Rom und Lissabon gebaut sein soll. Doch irgendwann rangen wir uns zu einem Taxifahrer durch, der uns bis fast ganz hinauf chauffierte, mir auf diese Weise einen Film-Schwenk über die Hauptstadt der Schotten ermöglichte, sein Taxometer bei 9,95 Pfund abschaltete und uns quasi als Stadtführer den modernistischen Neubau von Holyrood, das Schottische Parlament und "Holyrood Palace" (anglisiert aus dem schottischen „Holy Ruid“, Heiliges Kreuz, von rood = Pfahl, Kruzifix), den Wohnsitz of Her Majesty in Edinburgh zeigte und uns dann auch noch bis zur Haltestelle des City-Busses brachte. Ein feiner Zug, wie wir finden; isn't it?

Von da führt uns ein weiterer kleiner Spaziergang zu St. Andrew Square, eine quadratische, eingezäunte und von Straßen umzingelte Wiese, wie hier wohl üblich, von liegenden Menschen übersät, mit einer hohen Säule in der Mitte, auf der, wenn ich mal raten darf, ein steinernes Abbild des Heiligen Andreas montiert wurde.

An seiner Nordseite, im Schatten einiger Bäume, eine Bank zur „Erinnerung an J.C.H. der oft müde war“, wie ein Schild darauf verrät. Elke nimmt neben einem gut aussehenden Herrn mit schnittiger Sonnenbrille platz. Als die Taxis auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Schlange eins weiter vorrücken, bemerken wir, dass unser Bank-Nachbar der driver eines schwarzen Taxis ist. Wir kommen ins Gespräch; Ralph Brand []» []» [ist sein Name,

Elke & Sir Ralph Laidlaw Brand
on a bench at Edinbvrgh St Andrew Square

einer der drei erfolgreichsten Torjäger der Glasgow Rangers, Mitte der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre. Wir erfahren, dass schwarze Taxis (Hackney Carriages) etwas ganz Besonderes sind und dass er zwar gerne Black-Taxi-driver und stolz darauf sei, dies aber längst nicht mehr machen würde, wenn seine Alterssicherung ihm dies erlaubte. Unvorstellbar - wir sind uns sicher - keiner würde sein kalendarisches Alter von fast 74 Lenzen schätzen. Da ist SPD-Killer Schöders Rente mit 67 ja regelrecht human. What a shame für alle die armen Kicker 2.0, die Millionen nach Hause karren müssen. Wie wär’s mit einer kleinen solidarischen Geste?

Dear Ralph Laidlaw Brand, we wish you all the very best for the third half of your lifetime football match with another lot of strikes of health and sanity for you to come! Perhaps a fairy godmother too, who allows you to spend your highly deserved retirement in the backseat of your black taxi.

Mit dieser nachdenklich machenden Begegnung der sehr sympathischen Art kollidiert ein geballter Ameisen-Haufen-Trubel einer schottischen Metropole besonders auch nach so viel Highland-Zauber. Uns reicht es nun, wir lassen uns vom City Bus zum Flughafen kutschieren, lösen unser geparktes Gepäck aus und... warten... stundenlang... Bis es auf einmal heißt: Der Flug Ryanair nach Niederrhein geht früher als geplant. Kann nicht wahr sein. Änderungen der Abflugzeiten gehen doch üblicherweise - und dann erheblich - in die andere Richtung. Aber tatsächlich, kurz nachdem wir das Boarding Gate erreicht hatten, öffnete es sich auch schon und schwupp saßen wir – immer noch Special Guests – auf dem bevorzugten Platz über den Tragflächen. Ein paar, offenbar durch den vorgezogenen Abflugtermin, wild gehetzte, schweißgebadete Fluggäste mit hängenden Hosen, den Gürtel noch in der Tasche, plumpsen in ihre Sitze und... diesmal erzwingt kein Kaninchen einen Startabbruch wie beim Hinflug in Weeze. Das gesamte Personal hat es offenbar fast unchristlich eilig. Sehr schön. 

Der Zeitgewinn wird in Köln und dort in den Zwischenstop im „bei mir“ investiert. Kerstin hinter der Theke wollte eigentlich schon dicht machen, besinnt sich dann aber doch eines Besseren.

Die Erde hat uns wieder, Old Germany hat uns wieder, in 90 Minuten auch der Hohe Westerwald und unser "Hund", die Katze Peter. 

THE CREAM OF SCOTLAND kann nun in unseren Seelen sacken...

Tage später: Sie sackt immer noch.

Luvely indeed!

Elke & Karlheinz 


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