Nobody's perfect

von Susan Vahabzadeh

Tony Curtis hatte so eine Art, auch die Fehler, die er sich selbst eingestanden hat, nicht zu bereuen. Selbst mit achtzig wirkte er in Talkshows noch viel zu getrieben, voller Energie, den Blick immer nur nach vorn gerichtet. Als Schauspieler hat ihn das angenehm unberechenbar und experimentierfreudig gemacht.

Den Satz über Marilyn beim Dreh zu 'Manche mögen’s heiß' hat er bedauert: Es ging um die Szene, in der in der Nacht auf der Yacht seine Brille beschlägt - Marilyn zu küssen, sagte er zu einem Reporter, sei gewesen wie Hitler zu küssen. Das war ihm herausgerutscht, obwohl sie Freunde gewesen waren, noch bevor einer von beiden seinen Durchbruch hatte, und obwohl er sie gut genug kannte, um ehrliches Mitgefühl mit ihr zu haben. "Wenn irgendjemand eine schlimmere Kindheit hatte als ich, dann war das Marilyn", schrieb er in seinen Memoiren 'American Prince'.

Curtis wurde am 3. Juni 1925 als Bernard Schwartz in der Bronx geboren, als Sohn ungarischer Juden. Ein Hollywoodstar werden - das sollte ihm das Selbstbewusstsein verschaffen, das ihm in der Kindheit nicht mitgegeben wurde.

1949 nahm ihn Universal unter Vertrag, er galt fortan als der hübsche Junge. Curtis wollte mehr - wie Brando sein oder James Dean. Oder doch wenigstens wie sein Idol Cary Grant. Zumindest dem ist er sehr nahe gekommen, besonders mit dem Auftritt als Joe alias Josephine in "Manche mögen's heiß".

Billy Wilder, nie für sein Zartgefühl bekannt, bellte ihn an: "Hätte ich Cary Grant gewollt, hätte ich Cary Grant engagiert." Für 'Flucht in Ketten' bekam er im selben Jahr eine Oscarnominierung, dann ging es an den Set von 'Spartacus', zu Stanley Kubrick und Kirk Douglas.

Näher ist Curtis seiner Sehnsucht, ein großer Schauspieler zu werden, nie gekommen. Er drehte viele, aber wenig große Filme, er malte, hat sechsmal geheiratet. Seine zweite Frau, 1963 bis 1967, ist die deutsche Schauspielerin Christine Kaufmann gewesen.

Joe und Josephine haben Curtis unsterblich gemacht - "nach meiner bescheidenen Meinung", schrieb er selbst, "die beste Komödie aller Zeiten". Was auf seinem Grabstein stehen soll, wurde Curtis im Guardian vor zwei Jahren gefragt. Die Antwort hatte er schnell parat:

"Nobody’s perfect".

Am Mittwoch, 29.09.2010 ist Tony Curtis im Alter von 85 Jahren in Nevada gestorben.


Siehe:

Nobody's perfect
Zum Tod von Tony Curtis

von Susan Vahabzadeh
Süddeutsche Zeitung, 1.10.2010


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