T-Bone (Aaron Thibeaux) Walker

Jenseits von Balzgehabe und Teenager-Kult
Zum 100. Geburtstag des Gitarristen

Exzerpt eines Artikels von Al Gromer Khan 

Die Weichheit in den kantigen Zügen des Gitarristen T-Bone Walker, Bescheidenheit, Güte sogar, wenn er gerade ein Riff abliefert, nach der Umrundung des zwölftaktigen Zyklus, da lässt ein kleines, stolzes, zufriedenes, vielleicht sogar schmerzhaftes Lächeln – oder ein Anflug davon – eine Sonne aufgehen.

Als Sex im Pop noch nicht zu Porn verkommen war, sondern aus ambivalenten und lustigen Andeutungen bestand, begrüßte einen nach langer Wahrheitssuche mit der elektrischen Gitarre am Eingang des Paradieses noch ein gewisser T-Bone Walker: „ I saw you coming, man.“

Wenn wir an fünfzig überbewertete Ikonen denken, fällt vielleicht ein unterbewerteter Musiker ein, einer, bei dem es nichts hinzuzufügen oder wegzunehmen gibt, den aber kaum einer mehr kennt. Einer wie T-Bone Walker.

Sein Zeitgenosse Les Paul hat die E-Gitarre erfunden, T-Bone hat sie mit seiner kosmischen Kraft, mit Beat und Klang gespielt.

Da war etwas Besonderes an diesem sanften Sänger, etwas jenseits von Balzgehabe und Teenager-Kult, auch wenn seine Konzerte berühmt dafür waren, dass von weiblichen Fans mitgebrachte Seidenschlüpfer auf die Bühne flogen.

Eleganz und Ehrlichkeit, das Ritual des Blues, solcher Minimalismus wurde geboren, als der kleine Aaron Thibeaux Blindenführer des schwarzen Straßensängers Blind Lemon Jefferson war und – uralte Weisheit – durch dauerndes Beobachten des Meisters lernte.

T-Bone Walker, der Du uns beim Musiküben begleitet und in uns die unselige Triebfeder des „Du kannst mehr Geld machen“ zerstört hast, der Du Strom, die unsichtbare und universelle Energie des neuen Zeitalters in die Gitarre gebracht hast, der Du bereits unsere Väter von akustischen Restbeständen aus „SA marschiert“ befreit hast, der Du uns in Universen anderer Befindlichkeiten geführt hast –

glänzende Augen beim Akkordwechsel, zweideutig lächelnd, dunkle Fernweh beschwörende, heilsame Töne...
28. Mai 2010,
eine Sonne ist aufgegangen.

Exzerpt von Karlheinz


Wer den ganzen Artikel lesen möchte, gehe zu:

Traumbild in stürmischer Montagnacht
Ein Lob- und Bittgesang anlässlich des 100. Geburtstag des Gitarristen T-Bone Walker
Von Al Gromer Khan, Sitar-Spieler
(Alois Gromer, * 8.4.1946, in Altusried im Allgäu,
Buch: „Der weiße Mogul“, Rosa Teatime.
Experimentelle Projekte in Space music, zusammen mit Popol Vuh, der Münchner Band Popol Vuh, Deuter und Amon Düül.)
Süddeutsche Zeitung, 29./30. Mai 2010


Siehe auch: Deutsches Musikarchiv,

und T-Bone Walkers Biographie auf Popalphabet


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