Donald "Don Van" Vliet,
„Captain Beefheart“


"Gimme Dat Harp Boy"
Album: "Strictly Personal" (1968)

dann eben at Knebworth:

 

und(!):

Der Musiker und Maler Donald „Don Van“ Vliet war mit seinen abstrakten und primitivistischen Gemälden zwar finanziell erfolgreicher, aber seine Alben, die er als Captain Beefheart zwischen 1965 und 1982 mit seiner Magic Band aufnahm, gehören zu den einflussreichsten Platten der Rockgeschichte, gerade weil sie teilweise nicht massenkompatibel "anhörbar" sind und konsequenter Weise auch keinen kommerziellen Erfolg hatten..[

1974 verließen die Musiker der Magic Band ihren Frontmann nach den Aufnahmen zu ihrem achten Album, weil sie keine Lust mehr hatten, von Lebensmittelmarken und Zuwendungen ihrer eigenen Eltern zu leben.

Captain Beefheart verfügte über eine mächtige Stimme mit viereinhalb Oktaven. Er spielte leidlich Saxophon und furios Mundharmonika. 1966 nahm seine erste Single, Bo Diddleys „Diddy Wah Diddy“ viel von dem vorweg, was Iggy Pop und die Stooges, The Clash oder auch Tom Waits Jahre später machen sollten.

Bis zu seinem epochalen Doppelalbum „Trout Mask Replica“ hatte sich Captain Beefheart vom Sonderling zum musikalischen und persönlichen Extremisten entwickelt. Sein Schulfreund und Förderer Frank Zappa produzierte diese Tour de Force aus surrealistischen Texten, dissonanten Blues-Experimenten und Zitaten aus zeitgenössischer Musik und Modern Jazz. Proben und Aufnahmen zu dieser Platte, einer der obskursten, meistbewunderten Platten der Rockgeschichte, sind heute Rocklegende. Sie sollen von Psychoterror und gewalttätigen Übergriffen bestimmt gewesen sein, die Captain Beefheart bewusst inszenierte.

Was der als Donald Vliet in Glendale, Kalifornien geborene mit dem Bluesschema anstellte, hatte eine ähnlich elektrisierend verstörende Wirkung wie die literarischen Experimente der Beatniks und des Avantgarde Jazz. Ihm ging es darum, herauszufinden, wie weit sich Delta-Blues, Rock, Folk, Soul und auch Free Jazz miteinander verschmelzen lassen und wie weit man dabei gehen könnte.

Der Maler Julian Schnabel brachte Van Vlielt dazu, sich mehr auf seine Malerei zu konzentrieren, und die Kölner Galerie Michael Werner nahm ihn über ihre New Yorker Niederlassung unter Vertrag. Werner riet ihm, seine Musikkarriere aufzugeben, da er nie als Maler ernst genommen würde, solange er noch als Rockmusiker bekannt sei. So zog er mit seiner Frau in das Küstenstädtchen Trinidad im Norden Kaliforniens. Dort ist er am Freitag, 17. Dezember 2010, mit 69 Jahren an Komplikationen in Folge eines Multiple-Sklerose-Leidens gestorben.

"Im englischen Guardian hieß es vor ein paar Jahren, ach dieser Beefheart, den hört, den guckt doch eh keiner mehr.

Ich möchte dazu nur sagen, das merkt man der Welt aber auch an."

(Karl Bruckmaier: Fantasie aus der Wüste, DIE ZEIT N° 52, 22. Dezember 2010)


Nach dem Artikel:
Der Verstörer: Zum Tod von Captain Beefheart
Von Andrian Kreye
Süddeusche Zeitung, 20. Dezember 2010

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