Peter Lustig

Wenn mich etwas stört, ist es Dummheit. Jemand, der nur noch wahrnimmt, was er sehen will, beraubt sich doch all dieser tollen Möglichkeiten. Mensch, wir haben das Gehirn, und wozu wird es benutzt? Zum 'Bild'-Zeitung-Lesen. Das ist eine solche Verschwendung.

* 27. Oktober 1937, Breslau (Schlesien/Polen)
† 23. Februar 2016, bei Husum (Deutschland)

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- Wikipedia

- Peter Lustig hört auf
FAZ.net, März 2005

- Interview
SPIEGEL.de, August 2015

- Nachruf
ZEIT-online, Februar 2016

- Gedanken zum Tode
FAZ.net, Februar 2016

- Sehnsuchtsort Bauwagen
FAZ.net, Februar 2016

- Ironie-Verbot? 'tschudigung?!
März 2016: Tschüss!!, Karlheinz Damerow

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Fernsehen Abschalten:
Peter Lustig hört auf

Jetzt geht wirklich eine Fernsehära zu Ende: Peter Lustig, der Mann von „Löwenzahn“, geht in Rente. Die Sendung soll mit einem Nachfolger fortgesetzt werden. Alle, die Peter Lustig kennen, fragen sich aber: wie?

24.03.2005, von Michael Hanfeld
Siehe: FAZ.net


Jetzt geht wirklich eine Fernsehära zu Ende. Intendanten, Moderatoren und Showgrößen kommen, gehen und fallen irgendwann der Vergessenheit anheim, zu Klassikern aber, die bleiben, auch wenn sie gegangen sind, werden sie nicht.

Das ist bei Peter Lustig anders. Er macht seit fünfundzwanzig Jahren beim ZDF „Löwenzahn“, eine der wichtigsten Sendungen des deutschen Kinderfernsehens, von Rang und Reife nur mit der „Sendung mit der Maus“ in der ARD zu vergleichen. Und nun hört er im Alter von 67 Jahren auf. Die Sendung mit dem Bauwagen selbst aber soll weitergehen. Nur fragen wir uns: Wie?

Dinge, die bleiben

Peter Lustig ist „Löwenzahn“. Ob es der Sendung jetzt so ergeht wie „Siebenstein“, dem anderen ZDF-Kinderklassiker, der seit dem Abgang der Schauspielerin Adelheid Arndt nicht mehr ist, was er war? Es gibt Dinge, die bleiben, auch wenn sich die „Zielgruppe“, also die Kinder, ständig verändert. Das ist bei dem unübertroffenen Schriftsteller Ottfried Preußler so und das ist bei Peter Lustig als Fernsehfigur nicht anders. Da kann es nur einen und niemand anderes geben.

Was man spätestens leicht erkennt, wenn man jetzt „Löwenzahn“ einschaltet und - das läuft auf dem Kika im dauernden Wechsel - zufällig eine uralte oder eine brandneue Folge erwischt. Sie unterscheiden sich nur in Nuancen, sind ansonsten aber so zeit- und alterslos wie Peter Lustig selbst. Es handelt sich hier keinesfalls um eines jener Nostalgiephänomene, bei dem Erwachsene feuchte Augen bekommen („weißt du noch, damals“, schnief), die längst keine Kinder mehr sind und die Sendung seit Jahren nicht mehr kennen. „Löwenzahn“ ist und bleibt Avantgarde, seiner Zeit voraus.

Ein frühes Wissensmagazin

Da gab es vor zwanzig Jahren schon einfache, witzige Tricktechnik zu sehen, die auch bei den Wiederholungen, die heute laufen, nicht steinzeitlich wirkt. Und wie die „Sendung mit der Maus“ war „Löwenzahn“ ein Wissensmagazin, lange bevor es den Begriff gab. Zudem ökologisch, naturverbunden, die großen Zukunftsthemen aufnehmend, ohne je schlechtgelaunte Jutesackträger heranziehen und moralinsauer belehren zu wollen.

Moritaten nach menschlichem Maß mit stets gutem Ausgang werden hier erzählt, in noch sieben neuen Folgen mit Peter Lustig, einem Spielfilm („Die Reise ins Abenteuer“) und einem Jubiläumswochenende im ZDF am 15. und 16. Oktober. Im Herbst könnte es dann auch, wie die zuständige Abteilungsleiterin Barbara Biermann sagt, bei „Löwenzahn“ mit einem Nachfolger von Peter Lustig weitergehen. Wobei wir uns, wie gesagt, immer noch fragen: wie?

Beginn als Tontechniker

Wie Peter Lustig zu seiner Aufgabe kam, ist oft erzählt worden, aber so undenkbar, dass man es immer wieder gern hört: Er war Tontechniker und dirigierte eine Sprechprobe am Mikrophon, die so überzeugend war, weil er so ausdauernd erklärte, was der Sprecher tun sollte, daß er selbst als Darsteller, später auch als Autor verpflichtet wurde. Das war 1979. Im Mai 1980 lief die erste „Löwenzahn“-Folge „Peter zieht um“.

Jetzt will Peter Lustig, der sich als Beatles- und Mozartfan ausweist und auch privat gern Latzhose trägt, „weil sie so bequem ist und in den Taschen viel Platz ist für Bastelkram“, seinen Bauwagen in Bärstadt einem anderen überlassen, der, wie Barbara Biermann sagt, „wie er die Kinder ernst nimmt und der das Format durch seine Persönlichkeit so unverwechselbar wie bisher gestalten wird“.

Tja, können wir da nur sagen, die Unverwechselbarkeit schließt eine nahtlose Nachfolge nun einmal aus, das Unkraut „Löwenzahn“ mag nicht vergehen, doch wird es ganz andere Blüten treiben müssen als Peter Lustig sie züchtete. Der zum Schluss seiner Sendung einen Einwortsatz sagte, der ihn wirklich zum Tabubrecher, unverwechselbar und unbezahlbar machte: Abschalten!

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Peter Lustig:
"Ich war Kennedy wirklich ziemlich nah"

Alle kennen ihn als Erklär-Onkel der ZDF-Sendung "Löwenzahn". Seine Fernsehkarriere begann hinter der Kamera: Er hielt das Mikrofon bei Kennedys berühmtester Rede.

Ein Interview von Stefanie Maeck
Siehe: SPIEGEL.de


 Spiegel: Herr Lustig, 25 Jahre lang waren Sie mit "Löwenzahn" für Kinderfernsehen mit Verstand zuständig. Ihre erste Begegnung mit einem Filmteam hatten Sie aber schon viel früher, bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter in den Fünfzigerjahren…

Lustig: Stimmt, das war ein wichtiger Moment. Ich war augenblicklich fasziniert, wie die Männer da mit ihrem Übertragungswagen auf der Straße standen und die Kamera und das übliche Gedöns rausholten. "Mama, ich will zum Fernsehen", rief ich. "Na klar, dann machen wir das", sagte sie. Als Rundfunk- und Fernsehtechniker habe ich als Lehrling in Hamburg angefangen - und ich war zufrieden.

Diese Lehre führte dazu, dass Sie für ein ganz besonderes Mikrofon zuständig waren. Nämlich jenes, das die berühmte Rede von John F. Kennedy in Berlin aufzeichnete…

Ja, das war im Schöneberger Rathaus. Damals war ich Tontechniker beim AFN (American Forces Network) in Berlin und hatte alle Hände voll zu tun. Ich stand auf einem Gerüst, das förmlich von der Begeisterung der Menschen vor dem Rathaus vibrierte. Ich hatte Angst, runterzufallen.

Haben Sie denn keine Gänsehaut bekommen?

Nee, ehrlich gesagt gar nicht. Ein Tontechniker darf kein Gänsehautgefühl haben. Aber es stimmt schon, ich war Kennedy wirklich ziemlich nah. Was er gesagt hat, habe ich aber kaum gehört. Das Weiße Haus achtete ja darauf, dass nicht zu viele ein Mikrofon vor dem Präsidenten aufbauten. Die befürchteten Anschläge. Ich saß also vor ihm und sah zu, dass die Rede gut zu meinem Sender rauskam. Ein anstrengender Tag. Aber ein wenig gefallen hat mir der Satz "Ich bin ein Berliner" natürlich schon. So ganz taub ist man dann ja doch nicht.

Das Vor-der-Kamera-Stehen war in Ihrem Leben aber gar nicht geplant, oder?

Bei einem Dreh für die Band "Ton Steine Scherben" hat der Regisseur zu mir gesagt: "Jetzt komm mal vor die Kamera, du kannst so gute Sprüche machen. Sag was Komisches." Da stand ich plötzlich und habe, glaube ich, ein Ei auf meinem Kopf zerschlagen und gesagt: "Fernsehen ist scheiße." Wurde natürlich nie gesendet, aber seitdem galt ich beim Sender als fernsehtauglich.

Wie ging es weiter?

Als sie im ZDF mit einer eigenen Kindersendung nach der Sesamstraße nachziehen wollten, hieß es: "Ach, nehmen wir den Lustig, der ist doch Ingenieur und kann sich vor der Kamera bewegen."

Hatten Sie sofort das Gefühl, das ist der richtige Platz für Sie?

Nein, ich wollte ja nie eine Rolle spielen und bei "Löwenzahn" so authentisch wie möglich sein. Einschmeicheln wollte ich mich nie, auch nicht bei den Kindern vor dem Fernseher. Wie die mich finden, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.

Wie viel Mitspracherecht hatten Sie?

Zum Glück viel! Ich hätte ja auch nie was gesagt, hinter dem ich nicht gestanden hätte. Auch meine Sprache war mir immer wichtig. Meine Worte sind meine Worte.

Wie haben denn Ihre kleinen Zuschauer darauf reagiert?

Ein Kind wollte mich als Papa haben und schlug mir vor, dass ich seine Mama kennenlernen solle. Ein anderes schrieb mir: "Du, hast du gesehen, wir haben frisch tapeziert im Wohnzimmer." Ich war durch den Fernseher dort so präsent, dass ich ein Teil der Familie war. Ein Junge sagte auch einmal etwas sehr Schönes: Er gucke so gerne "Löwenzahn", denn dann habe er keine Angst mehr.

Wie war denn Ihre eigene Kindheit in Breslau?

Meine eigene Kindheit und Jugend war so lecker nicht. Da war der Krieg gerade zu Ende. Wir waren arm, die Zeit war entbehrungsreich. Aber ich hatte einen wahnsinnig guten Großvater und eine Großmutter. Die waren sehr liebevoll. Und mein Großvater war der größte Bastlertyp, der hat mir einiges vererbt. Er war Oberstraßenbahnfahrer, Steinmetz, Maler, der konnte quasi alles - den Rest hat er ertüftelt.

"Löwenzahn" wurde ja oft als ökologische Sendung verstanden. Hatten Sie eine Mission?

Das Grüne habe ich eigentlich nie als Fahne vor mir hergetragen. Ich wollte auch keine politische Richtung propagieren. Nur, dass Kinder auch Respekt vor der Natur haben. Ich war nie ein Müsli-Esser und habe auch nicht dauernd Sandalen an. Ein romantischer Aussteigertyp war ich auch nicht. Nur für den Dreh habe ich aus Bequemlichkeit mal im Bauwagen übernachtet.

Bei all den Drehs müssen doch sehr viele unvorhergesehene Sachen passiert sein?

An eine Situation erinnere ich mich besonders: Als ich im Freiluftballon war, hatte ich Todesangst. Wir waren gestartet und ich war mit der Ballonfahrerin alleine. Dann kam eine dunkle Wolke und wir wussten gar nicht mehr, wo wir waren. Ich hatte auf jeden Fall einen riesigen Bammel. Aber es ist ja zum Glück gut gegangen und wir sind sicher gelandet.

Was erinnert bei Ihnen daheim an die Zeit bei "Löwenzahn"?

Klaus-Dieter, die sprechende Ukulele. Er ist mein treuer Kompagnon. Der hängt bei mir an der Wand im Wohnzimmer. Es sollte damals einen Mitspieler in "Löwenzahn" geben. Ich allein sei zu wenig, hieß es. Da war ich wohl ein bisschen eifersüchtig und eitel und habe zu meinem Regisseur gesagt, ich mache mir den Klaus-Dieter selber.

Auch Ihr Nachbar, der Gartenzaunspießer Paschulke, gehörte zu jeder "Löwenzahn"-Sendung dazu…

Mit Paschulke war es toll. Wir waren ja auch mal wirklich Nachbarn, da haben wir uns oft gesehen. Wir hatten beide eine Finca auf Mallorca und haben uns da immer super verstanden, ganz anders als in der Sendung.

Gucken Ihre Enkelkinder eigentlich Ihre Sendungen?

Sie gucken schon, und die Sendungen werden ja jetzt sonntags auch im ZDF wiederholt. Ihre Bewunderung hält sich aber in Grenzen. Eine meiner Enkelinnen, die Nina, hat mal nach dem "Löwenzahn"-Schauen bei uns im Wohnzimmer hinter dem Fernseher hervorgeguckt und gesagt: "Opa, du kannst jetzt rauskommen."

Gefällt es Ihnen, dass manche von der Generation "Löwenzahn" sprechen?

Ich fühle mich gebauchpinselt und denke, da soll ich nun schuld an allem sein, was schiefläuft? Nein, im Ernst: Hauptsache, die Kinder hatten ihren Spaß - ich hatte meinen auf jeden Fall.

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Peter Lustig:
Alles war bedeutsam

Während überall die Maschinen lärmten, schuf Peter Lustig in seinem Bauwagen eine Idylle der Neugier. Jetzt ist das Gesicht der frühen Ökobewegung gestorben.

Von Jan Freitag
Siehe: ZEIT ONLINE


24. Februar 2016, 18:10 Uhr

Als Peter Lustig vor ziemlich genau 37 Jahren anfing, in seiner ZDF-Sendung Pusteblume die Welt verständlich zu machen, war das Programm für die Kleinsten noch sehr übersichtlich. Selbst nach der Umbenennung des Formats in Löwenzahn Ende 1980 richtete sich außer ihm nur noch die sozialdemokratisch belehrende Rappelkiste an Kinder. Statt des fiktional ergänzten Dauerwerbeblocks SuperRTL und einem 18 Stunden sendenden KiKa gab es Sendeschluss ab Mitternacht auf allen drei Kanälen.

Zu der Zeit war dieser kahlköpfige Nickelbrillenträger mit Latzhosenrequisite so etwas wie die Verkörperung des Kinderfernsehens. Jeden Sonntagnachmittag – mit Wiederholungen an bis zu drei Tagen die Woche – bat er die präpubertierende Jugend in seinen verwilderten Garten im fiktiven Bärstadt, das eigentlich am Rande Berlins lag, und ließ sie in einer nostalgischen Wunschwelt herumwandern.

Wohnhaft im öffentlich-rechtlichen Bauwagen, propagierte Peter Lustig in vertrauenswürdigem Bariton seine Vision eines richtigen Lebens im Falschen: Wozu habt ihr Kopf und Hände, denkt euch selber mal was aus! Kann man Kuhfladen eigentlich essen? Und wenn schon Fernsehen, dann bitte mit Dynamo am Heimtrainer betrieben. Aber hinterher, die Verantwortlichen beim ZDF in Mainz fanden den Rat nur bedingt ratsam, "abschalten! (Ihr seid ja immer noch da.)".

Verspielte Neugier

Das war neu, das war frech, das war eigentlich konservativ, aus konservativer Sicht aber so progressiv, dass Peter Lustig von Glück sagen konnte, nicht im Ersten zu laufen. Unter dem erzkonservativen Programmleiter Helmut Oeller hätte sich der Bayerische Rundfunk sonst sicher regelmäßig ausgeklinkt, angesichts solcher Unterwanderung frühkindlicher Fügsamkeit. Dabei verpasste der gelernte Rundfunktechniker und studierte Elektrotechniker dem ökologischen Skeptizismus jener Jahre eine verspielte, neugierige Fortschrittsgläubigkeit, die überzeugteren Latzhosenträgern seinerzeit fremd war.

Für den Berliner, arm, aber behütet aufgewachsen in Breslau, war alles interessant, alles erklärbar, alles bedeutsam und kindgerecht: Fabriken, Zoos, Forschungsinstitute, Kaufhäuser, alles Organische, ja selbst die leidige Atomkraft. Er war demnach nie, was ihm bis zu seinem Abschied vor elf Jahren rein phänotypisch stets unterstellt wurde, ein "Müsli-Esser". Schon gar nicht war er ein "romantischer Aussteigertyp", wie er den Spiegel noch voriges Jahr im Gespräch wissen ließ.

Im bunten Bauwagen mit der sprechenden Gitarre als Klingel habe er höchstens "aus Bequemlichkeit" mal geschlafen. Sandalen waren ihm ebenso fremd wie Botschaften. So viel zum Überzeugungstäter. Peter Lustig war eher ein empathischer Realo oder ein kompromissfähiger Fundi. Ein Umweltschützer, weil es in Zeiten des Klimawandels nun mal intelligent ist, auf die Umwelt zu achten, nicht ideologisch oder gar parteipolitisch geboten.

Ein Fernsehgesicht, das keines war

Dabei hatte sich der Mahner ohne Messianismus sein Medium schon als Dreikäsehoch ausgesucht, um das Publikum zu unterhalten. Sein Weg dorthin führte zunächst neben die Kamera, als der Teenager mit seiner Mutter beim Spazierengehen einen Übertragungswagen sah und spürte, unbedingt ins Fernsehen zu wollen. Beim zweiten Ausflug ging es dann schon unter die Kamera, als der Mittzwanziger bei John F. Kennedys berühmter Berlinrede das Mikrofon justierte. 

Vor der Kamera landete der Mittdreißiger dann ganz zufällig bei einem Dreh für die Protestband Ton, Steine, Scherben, als ihn der Regisseur wegen seiner Berliner Schnauze ins Rampenlicht beorderte. Etwas Plan, etwas Glück, ein bisschen Talent, ein bisschen Bestimmung – fertig war ein Fernsehgesicht, das keines war und gerade deshalb glaubwürdig.

Dass er in einem Vierteljahrhundert Bildschirmpräsenz nie für etwas anderes stand als seinen sprechenden Namen im alternativen Ambiente, mag ihn gewurmt haben; geklagt hat er nie. Geklagt hat er überhaupt nur einmal hörbar, als ihm ein missverständlicher Satz so verdreht wurde, dass der Eindruck entstand, er habe etwas gegen Kinder.

Aber selbst das konnte am Denkmal Peter Lustig nicht kratzen. Jetzt ist er im Kreis seiner Familie mit 78 Jahren in Husum gestorben. Nach einem ziemlich richtigen Leben im Falschen.

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Kindersendungen

Als das Fernsehen noch zur Familie gehörte

Kulturpessimistische Gedanken zum Tode von Peter Lustig: Wir haben nicht nur einen Helden der Kindheit verloren.

29.02.2016, von Jörg Thomann
Siehe: FAZ.net


Ein prominenter Mann ist gestorben, ein Mann, der viele Jahre im Fernsehen aufgetreten ist, dort seit langem aber nicht mehr zu sehen war; ein klassischer Fall, sollte man meinen, aus der „Was macht eigentlich ...?“-Rubrik.

Nun ist er gestorben, mit 78, und auch wenn man gern sagt, dass das heute ja gar kein Alter sei, ist es natürlich doch eines. Um so erstaunlicher ist es, mit welcher Anteilnahme, ja Bestürzung so viele Menschen auf diese Nachricht reagiert haben: Wirklich, Peter Lustig ist tot?

Natürlich haben wir es hier einmal mit der leidenschaftlich zelebrierten Nostalgie einer Generation zu tun, die in ihrer Kindheit noch televisionäre Kollektiverfahrungen machen durfte: Wer heute zwischen 25 und 45 ist, der weiß mit ziemlicher Sicherheit mit dem Namen Peter Lustig etwas anzufangen. Jemand, der ein gutes Vierteljahrhundert lang Woche für Woche im Kinderfernsehen zu sehen war und dessen Karriere in einer Zeit begann, als es nur drei Kanäle gab, der wird fast zwangsläufig zum guten Bekannten.

Das ganze Ausmaß der Trauer, die zahllosen Kondolenz-Tweets und Facebook-Nachrufe, erklärt das allein nicht. Es scheint, als sei all dies auch mit der Ahnung verbunden, dass wir uns nicht nur vom vertrauten Gesicht einer Person verabschieden müssen, die die allermeisten privat ja gar nicht kannten, sondern dass mit den Jahren noch viel mehr verlorengegangen ist. Im Kinderfernsehen, im Fernsehen und womöglich auch im Leben allgemein.

Das klingt jetzt so kulturpessimistisch, wie man es von Leuten aus der Branche selbst gelegentlich hört. Armin Maiwald zum Beispiel, Miterfinder und Urgestein im Team der „Sendung mit der Maus“, hat sich häufiger über Eltern beklagt, die das Fernsehgerät als „elektronische Großmutter“ betrachteten, welcher sie ihren Nachwuchs gedankenlos stundenlang anvertrauten – und so kritisch Maiwalds Bild auch gemeint ist: Wenn es dem Fernsehen oder einzelnen seiner Vertreter gelingt, zu einer Art Familienmitglied zu werden, dann muss das nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Bei Peter Lustig zum Beispiel ist das so gewesen.

Ein altersloser Freund

Als Lustig 1979 erstmals die ZDF-Sendung „Pusteblume“ präsentierte, die bald darauf in „Löwenzahn“ umgetauft wurde, war er schon über vierzig. Mit seiner Nickelbrille, dem Walrossbart und der blauen Latzhose sah er aus wie der schrullige Onkel; als er 2005 seine letzte Sendung moderierte, war er zum kauzigen Opa geworden. Für die Kinder jedoch, die ihm zusahen, war er irgendwie alterslos und einfach: ein Freund. Und zwar auch deshalb, weil er offensichtlich nie um ihre Freundschaft bettelte.

Lustig war kein Schauspieler, sondern ein bastel- und entdeckungsfreudiger Tonmeister, den es vor die Kamera verschlagen hatte, weil jemand gemerkt hatte, wie gut er erzählen konnte. Viel mehr brauchte es nicht. Lustig verstellte sich nicht, er biederte sich nicht an, er versuchte nichts zu verkaufen. Seine Latzhose war kein nach den Schnittmustern der Marktforschung erstelltes Outfit, sondern praktische Arbeitskleidung, und wenn er am Ende des Vorspanns den Namen der Sendung sprach, klang es lakonisch und fast ein wenig erstaunt darüber, dass er das hier machen durfte.

Einer von denen, die ihm nachgefolgt sind, hat hingegen bereits im Vorspann verloren. Tobias Krell ist gewiss ein netter junger Mann, und er kann nichts dafür, dass er in seiner Sendung als „Checker Tobi“ firmieren muss. Wenn man dann aber im Eingangslied die Zeile hören muss: „Der ist cool, ey, ziemlich groovy“, dann möchte man als „Löwenzahn“-sozialisierter Elternteil gleich wieder abschalten.

Alles andere als cool

Die Kinderfernsehmoderatoren von heute, ob im Kika oder bei Super RTL und Nickelodeon, wollen den Zuschauern allesamt große Brüder oder Schwestern sein, und die Schlimmsten unter ihnen moderieren wie auf Partydrogen: Sie reißen die Augen weit auf, sie quieken und kreischen, sie stellen sich dümmer, als sie – hoffentlich – sind. Alles ist grell, alles ist schnell, aber cool ist es nicht. Cool war Peter Lustig.

Einspruch, könnte man uns Nostalgikern nun entgegenhalten: Die alten „Löwenzahn“-Folgen seien heutigen Kindern viel zu langsam; es hätten sich nun mal die Sehgewohnheiten verändert. Auch vor den klassischen „Star Wars“-Filmen würden sie sich heute langweilen, da sie eine verdoppelte Schrittfrequenz gewohnt seien. Da mag etwas dran sein, und auch die Kinder von damals holen heute ja gern ihr Smartphone heraus, wenn sich die zwanzig Sekunden Wartezeit an der roten Ampel allzu quälend hinziehen.

Und doch ist die Entwicklung verhängnisvoll. In der Natur, die Peter Lustig so am Herzen lag, gibt es keine Schnitte; wer sie verstehen will, der muss genau hinsehen und sich gedulden können. Kleine Kinder können das, ihnen ist die Gabe der selbstvergessenen Beobachtung in die Wiege gelegt. Ein Stein, ein Blatt, ein Käfer vermag sie zu fesseln. Mit dem modernen Kinderprogramm, und nicht nur damit, gewöhnen wir ihnen dieses Talent jedoch ab.

Es geht ja inzwischen auch alles schneller, selbst die Kindheit ist früher vorbei. Schon deshalb werden unsere Kinder schwerlich erleben, wie es ist, zu einem Fernsehmenschen eine Langzeitbeziehung aufzubauen, wie wir sie mit Peter Lustig pflegten. Stattdessen bekommen die Kleinen für jedes Alter passende Lebensabschnittspartner vorgesetzt, maßgeschneiderte Moderatoren für die Vierjährigen, für die Sechsjährigen und die Achtjährigen.

Klar, dass die dann keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und im Audience-Flow steter Cartoon-Berieselung versinken. Die Helden des Kinderprogramms heißen Barbie, Yakari oder SpongeBob, die Menschen aus Fleisch und Blut sind nurmehr Statisten; der Letzte, der annähernd die Bedeutung eines Peter Lustig erreichte, war Willi „will’s wissen“ Weitzel, der sich vor sechs Jahren aus dem Kinderfernsehen verabschiedete. Als letzte Verbindungsmänner zur guten alten Zeit verbleiben die „Maus“-Veteranen Armin Maiwald und Christoph Biemann.

Die Marke Lustig

Wie Jack oder Billy aus dem Whiskey-Werbespot haben es auch Armin und Christoph nie besonders eilig, wenn sie den Zuschauern erklären, wie Spaten oder Cornflakes hergestellt werden. Allerdings haben die beiden die „Sendung mit der Maus“ vorrangig durch ihre Stimmen geprägt, während „Löwenzahn“ ganz auf Peter Lustig zugeschnitten war – es war, so seltsam der Begriff hier anmutet, eine Personality-Show. Lustig war eine Marke, ohne sie, wie man heute so sagt, zu pflegen: Er saß selten in Talkshows, machte keine Werbung. Der Lustig blieb bei seinen Latzhosen.

Personenkult ist Kindern heute auch nicht fremd, nur wird er eher betrieben bei Popstars oder Youtube-Idolen, die den jungen Konsumenten Schmink- und Klamottentipps geben – und den Kulturpessimisten reichlich Nahrung. Peter Lustig lehrte uns, sich für die Welt zu interessieren, die Botschaft der Youtuber hingegen lautet: Was zählt, bist allein du selbst. Nimm diesen Eyeliner und dieses Top, nimm ein paar Kilos ab, und nimm dich bloß, haha, nicht zu wichtig, denn dann kommst du bei den Jungs nicht an.

Es ist die gleiche Selbstoptimierungs-Ideologie, wie sie uns all die Casting-Shows einhämmern, bei denen ein Typ wie Peter Lustig einzig die Mikros hätte richten dürfen. Mehr Sein als Schein – diese Haltung hat sich in unserer Casting-Gesellschaft erledigt. Mit Lustig hätten wir unseren Nachwuchs bedenkenlos allein gelassen (jedenfalls bis zum Ende seiner Sendung, an welchem er stets zum „Abschalten“ aufforderte); mit Heidi Klum nicht eine Sekunde.

Doch was heißt „allein“: „Löwenzahn“ war – und ist es in Maßen auch noch unter Peter Lustigs Nachfolger Guido Hammesfahr – Kinderfernsehen für die ganze Familie, bei dem die Eltern neben den Kindern Platz nehmen und dabei sogar Spaß haben können; für Kika-Sendungen wie „H2O - Abenteuer Meerjungfrau“ gilt das gewiss nicht. Und auch nicht für die in unfassbarer Lieblosigkeit neuanimierten „Biene Maja“- und „Wickie“-Folgen, in denen sich zeitgeistgerecht erschlankte Drei-D-Wesen mit ausdruckslosen Zombie-Mienen tummeln. Ecken- und kantenlos müssen heute auch die Zeichentrickhelden sein.

Und selbst wenn man es wollte, das gemeinsame Fernseherlebnis mit den Kindern, wann sollte es sein? Um acht Uhr morgens etwa, wenn der Kinderkanal die „Sesamstraße“ zeigt – zu einer Zeit also, in der die Zielgruppe, wenn sie nicht gerade krank ist, in der Kita weilt?

In früheren Zeiten war die Sendung ein Beispiel dafür, wie selektives Fernsehen dem kindlichen Alltag Struktur geben konnte: Kurz vor 18 Uhr rief die Mutter die im Hof spielenden Kinder ins Haus, „Sesamstraße“ schauen. Wenn heutzutage Kinder um acht Uhr früh für die „Sesamstraße“ vor die Glotze gesetzt werden, deutet das eher auf eine gewisse familiäre Instabilität hin. Besser schon schaut man die Sendung gleich zur Uhrzeit seiner Wahl in der Mediathek. Das lineare Fernsehen, heißt es, schafft sich ohnehin allmählich ab; das Kinderfernsehen spielt dabei den Vorreiter.

Am Sonntag versuchte das ZDF den alten Zauber noch einmal wiederherzustellen: Der Sender zeigte zu Peter Lustigs Ehren siebzehn „Löwenzahn“-Folgen und einen Film am Stück – acht Stunden zwischen, kein Witz, 0.50 und 8.59 Uhr. Für die Erwachsenen und die Kinder, die, wie das ZDF kühn twittert, vielleicht mal „ausnahmsweise aufbleiben dürfen“. Dass sich eine andere Lösung im durchformatierten Programm offensichtlich nicht finden ließ, ist ein letztes Indiz dafür, dass einer wie Peter Lustig nicht mehr in unsere Zeit passt.

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Peter Lustig gestorben
Sein Bauwagen war unser Sehnsuchtsort

Für viele gehörte seine Sendung zur Kindheit, wie die Biene Maja oder die Sendung mit der Maus, doch einer wie er wird nicht mehr kommen: Zum Tod des Fernsehmoderators Peter Lustig.

24.02.2016, von Jörg Thomann
Siehe: FAZ.net


Man ist nun versucht zu sagen: Der Mann hat, auch in diesem Punkt, recht gehabt. „Abschalten“, das legte Peter Lustig am Ende der von ihm moderierten Kindersendungen „Pusteblume“ und „Löwenzahn“ seinem jungen Publikum nahe: „Jetzt kommt eh nichts mehr.“ Und wenn man sich vieles von dem anschaut, womit heute nicht nur die kommerziellen Kinderkanäle ihre unermessliche Sendezeit füllen, dann drängt sich tatsächlich der Eindruck auf, dass seit 2005, dem Jahr, in dem sich Peter Lustig vom Bildschirm verabschiedete, nicht mehr viel gekommen ist, jedenfalls nichts Besseres.

Das freilich wäre ungerecht gegenüber Sendungen wie jener mit der Maus und nicht zuletzt dem unverwüstlichen „Löwenzahn“, wo man mit Lustigs Nachfolger Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs weiterhin sehr Ordentliches leistet. Von daher sei das kulturpessimistische Fazit leicht abgewandelt: Einer wie er, einer wie Peter Lustig, wird nicht mehr kommen. Das lässt sich mit großer Gewissheit sagen.

An diesem Peter Lustig nämlich war alles echt: seine Neugierde, seine Bastelfreude, die Erfindungen gebar wie die Staubsauger-Orgel oder die Orangen-Keks-Sonnenuhr, der schwarze Walrossbart, der sich im Laufe der Jahre zum gestutzten weißen Vollbart wandelte, und sogar, was viele nicht glauben wollten, sein Name. Die Nickelbrille trug Lustig auch privat, und die blaue, heimwerkerfreundliche Latzhose hing ebenfalls schon in seinem Schrank, bevor er Fernsehstar wurde.

Und genau das wäre mittlerweile nicht mehr möglich: Nie im Leben würden die Caster und Marktforscher heute einen mittelalten Mann mit Nickelbrille, Walrossbart und Latzhose auf die begehrte junge Zielgruppe loslassen; einen Mann, der sich weigerte, seine Glatze mit einer Perücke zu kaschieren, und auch gar keine Moderatorenausbildung hatte – Peter Lustig war Rundfunktechniker und hatte beim Fernsehen zunächst als Toningenieur angefangen.

Der Ton stimmte stets bei Peter Lustig. Unaufgeregt und nie gekünstelt oder anbiedernd klang er, wenn er sich selbst und den Zuschauern die Welt erklärte, erst in Einspielfilmen bei der „Sendung mit der Maus“, von 1979 an dann mit seiner eigenen ZDF-Sendung „Pusteblume“, die ein Jahr darauf in „Löwenzahn“ umgetauft wurde. Bis zu vierzig Prozent der Zuschauer zwischen drei und dreizehn Jahren waren damals dabei. Als unlängst David Bowie starb, bekannten erstaunlich viele Mitmenschen, wie stark der Künstler sie geprägt habe, obwohl man getrost bezweifeln darf, dass alle tatsächlich Bowie-Poster in ihren Jugendzimmern hängen hatten. Wer als Kind in den Achtzigern daheim ein Fernsehgerät hatte, der wurde jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit von Peter Lustig geprägt.

Für mehrere Generationen wurde der zum Wohnwagen umfunktionierte „Löwenzahn“-Bauwagen mit Holzstuhltreppe und Dachterrasse zu einem Sehnsuchtsort der Fernsehlandschaft, der schon in Grundschülern Aussteigerphantasien weckte. Unbehelligt von den Bürden der Erwachsenenwelt wie Bürokratie oder Erwerbsarbeit frönte Lustig in dieser mobilen Villa Kunterbunt seinen zahllosen Interessen und ließ sich gern ein Glas Rotwein schmecken – was heute in den Gremien der Fernsehanstalten ein mittleres Erdbeben auslösen würde.

Der Wein war ein Indiz dafür, dass Lustig ein Genussmensch war – und viel schwerer einzuordnen, als es seine Öko-Opa-Fassade erwarten ließ. Müsli mochte er nicht, Kinder konnten ihm – in gewissen Momenten – auch mal auf die Nerven fallen, und eine Zeitlang war der Mann, der die Welt so pragmatisch auseinander- und wieder zusammenbastelte, Anhänger des fragwürdigen Gurus Bhagwan. Das große Vorbild des 1937 in Breslau geborenen Flüchtlingskindes Lustig war jedoch der eigene Großvater, von dem er wohl auch das Erzähltalent geerbt hatte.

Am Dienstag ist Peter Fritz Willi Lustig, Träger zweier Grimme-Preise und des Bundesverdienstkreuzes, im Alter von 78 Jahren in der Nähe von Husum gestorben – und es ist ein Trost, dass er im Ruhestand das wunderbare „Löwenzahn“-Leben, bei dem wir ihm so viele Jahre zusehen durften, offenbar fortsetzen konnte. Von einem Reporter einmal danach befragt, was er den ganzen Tag so mache, antwortete Lustig, er bastele Unsinnsmaschinen.

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Ironie-Verbot?
'tschudigung?!
Machen Sie's gut,
Herr Lustig


"Wenn mich etwas stört, ist es Dummheit. Jemand, der nur noch wahrnimmt, was er sehen will, beraubt sich doch all dieser tollen Möglichkeiten. Mensch, wir haben das Gehirn, und wozu wird es benutzt? Zum 'Bild'-Zeitung-Lesen. Das ist eine solche Verschwendung."

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"Ich kann gut mit Kindern umgehen. Vielleicht weil ich ihnen sage: Ich nehme dich so, wie du bist, du mich aber bitte auch, und so kommen wir gut klar. Sicher, Kinder stören und sind klebrig, na und? Das wissen die doch selbst."

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Dies sind zwei Zitate aus einem Interview mit Peter Lustig, das der Journalist Kai Biermann 2002 führte und das in der Stuttgarter Zeitung veröffentlicht wurde. Aus ihnen wird häufig die „Weisheit“ abgeleitet, dass "geschriebene Ironie nicht funktioniert".

Allerdings „funktioniert Ironie", ganz gleich, ob geschrieben oder gesprochen, nur dann, wenn Leser oder Zuhörer (aller geschlechtlichen Ausprägungen und sexueller Präferenzen) darin geübt sind. Die Fähigkeit, Ironie erkennen und selber anwenden zu können, ist Teil einer sehr zu wünschenden, auf feine Zwischentöne achtenden, sozialen Kommunikations-Kompetenz. Ein wichtiges, der Differenzierung dienendes Instrument, dessen Erwerb zu einer humanen Bildung gehört.

Der Spruch: "Ironie funktioniert nicht", orientiert sich im besten Fall an geistig Bedürftigen, liefert aber im üblichen schlimmsten Fall besonders cleveren Hinterhältlern den Vorwand, "sich putativ doof zu stellen". Einige "Zeit-Genossen" meinten nun wohl, auf eben diese smaaate Weise, obige Zitate als ein Indiz für eine „Kinderfeindlichkeit“ von Peter Lustig (miss)verstehen zu dürfen, um so in vorgetäuschter Ignoranz einen ideologisch missfälligen Menschenfreund zu diffamieren.

Als der Interviewer und Verfasser des Gesprächs-Protokolls meinte, seine Formulierungen hätten Anteil an dieser Verunglimpfung Peter Lustigs, und er müsse sich dafür entschuldigen, unterlief ihm allerdings der erste und einzige - leider flächendeckend verbreitete - logische Fehler.

Kein Mensch kann "sich selber entschuldigen"! Der Verursacher einer Fehlleistung (Täter) kann denjenigen, der darunter zu leiden hat (Opfer) um Verzeihung, Entschuldigung BITTEN!, ihm mehr oder weniger glaubhaft versichern, dass ihm die Fehlleistung leid tut. Das Opfer allein hat das Recht, wenn überhaupt, den Täter "von Schuld zu befreien, ihn zu entschuldigen". Ein dahingerotztes "'tschuldigung" offenbart mehr den Inhalt: "Du kannst mir mal..." und damit das exakte Gegenteil dessen, was es vorgibt zu sein.

Das ist ja fast so was wie Ironie. Ich bin mir fast sicher, das wird den Mann im Bauwagen amüsiert haben.

Karlheinz Damerow

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