Endlich war es so weit: Nach 8-jähriger Abstinenz erblickte am 14.6.2010 das neue Album von Tom Petty das Licht der Welt. Kritiker überschlagen sich mit Lobeshymnen und bezeichnen das neue Album "Mojo" als den Höhepunkt Pettys künstlerischen Schaffens.
Glaubt man Insidergerüchten, so hat Lead Gitarrist Mike Campbell sich für die Produktion von "Mojo" eigens eine 250.000 Dollar teure 1959er Gibson Les Paul zugelegt. (Der Mann scheint eine Menge Geld zu verdienen). Mit Scott Thurston (Gitarre, Harmonika) hat Petty seine Band um einen Musiker erweitert, der die Heartbreakers schon jahrelang auf Tourneen musikalisch unterstützt hat. Benmont Tench bedient weiterhin auf bewährte Weise die Tasten; Steve Ferrone (Drums) und Ur-Mitglied Ron Blair (Bass), der nach dem Tode von ex-Bassist Howie Epstein zu den Heartbreakers zurückgekehrt ist, bilden die Rhythmusgruppe.
Beim ersten Hören fällt auf, dass Tom Petty seine Liebe zum Blues (wieder) entdeck hat. Darüber hinaus gibt es Anleihen aus anderen Stilrichtungen, so dass "Mojo" kein typisches Tom Petty Westcoastmusik Album ist.
Das Album beginnt mit dem "Jefferson Jericho Blues" (Grüße an die die Yardbirds), gefolgt von drei Songs in typischer Tom Petty Manier, "First Flash Of Freedom" , "Running Man’s Bible", "The Trip To Pirate’s Cove", um sich dann mit "Candy" wieder dem Blues mit Country-Elementen zuzuwenden.
Mit "No Reason To Cry" begibt sich Petty in ruhigere musikalische Gefilde, um anschließend, "I Should Have Known It", in bester Led Zeppelin Manier "abzurocken". Es folgt eine Reise auf dem "US 41" Blues Highway, auf dem sich Tom Petty viel Zeit nimmt und den Zuhörer "gehen lässt", "Taking My Time", "Let Yourself Go". (Ein Schelm, wer bei "Taking My Time" an Eric Clapton bzw. Cream und bei "Let Yourself Go" an die Yardbirds denkt!
Danach verlässt Petty den Blues Highway und erfreut den Hörer mit einem Reggae, "Don’t Pull Me Over", um anschließend zum Blues zurückzukehren, "Lover‘s Touch". "High In The Morning" ist ein Rocker im typischen Tom Petty Sound. Im vorletzten Stück geht es wieder moderat zu. Ist der Liedgesang wirklich von Tom Petty oder hat sich Mark Knopfler unbemerkt in die Produktion eingeschlichen?
Und dann der Schluss, der Höhepunkt des Albums: Tom Petty & Heartbreakers mit einem Blues in Moll, der die Mannen von Led Zeppelin vor Neid erblassen lassen müsste.
Trotz diverser stilistischer Anlehnungen gelingt es Tom Petty, allen Stücken seinen markanten vokalen Stempel aufzudrücken. Mit "Mojo" legt er ein brillantes Album vor, das in keiner Plattensammlung fehlen darf.
Mein einziger Kritikpunkt: Wenn man schon eine 'Signature 12-String Rickenbacker' besitzt, dann sollte man diese auch einsetzen. Da Petty dies nicht tut, gibt es einen halben Stern Abzug!
Das Wort Mojo ist afrikanischen Ursprungs und kam mit den Sklaven nach Amerika (USA). Dort wurde es Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts in den englischen Sprachgebrauch, vor allem in der Lyrik von Blues und Rock als Synonym für „Glück“ allgemein, oder „Glücksbringer“ übernommen.
Es bezeichnete ursprünglich ein magisches Amulett, einen mit Kräutern und Pulvern gefüllten Stoffbeutel, der, versteckt unter der Kleidung getragen, vor dem Bösen schützen oder in bestimmten Situationen Glück bringen sollte.
Jim Morrison (The Doors) u.a. meinten, bezeichnender Weise für sie, es bedeute “Libido” oder “Penis”, wie sein Anagramm „Mr. Mojo Risin“ in L.A. Woman verrät.
So viel zum Titel des Albums.
Dem Gesamt Urteil von HP kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Ein unglaubliches Werk. 2 Flash Of Freedom erinnert mich sogar ein wenig an Chris Karrer und Amon Düül II; 4 The Trip To Pirate’s Cove ist Tom Petty at his best; 5 Candy erscheint mir JJCale like, aber auf den Punkt und nicht ganz so laid back; 6 No Reason To Cry, einfach schöne Musik, ebenso wie 8 U.S. 41, und hier wird klar, wie auch bei 9 Takin’ My Time, wie entscheidend ganz bestimmte Klänge und deren Kombination sind, klangliche Dynamik!; 10 Let Yourself Go, das ist das Roll vom Rock, kraftstrotzender, gezügelter Drive; 11 Don’t Pull Me Over, ein Reggae, den mag ich, der ist nicht fishing for... what ever; 14 Something Good Coming, ein sagenhaftes Stück, wie Tom Petty hoch Bob Dyllan; 15 Good Enough, that IS Rock!!!
Allerdings, der Vergleich mit Zep: Einspruch Euer Ehren! 7 I Should Have Known It, klar, klingt nach Led Zeppelin... aber die singuläre Wucht eines John Bonham, auch "nur" die seines Sohnes Jason an den Fellen und Blechen, nahtlos in die Dynamik von Jimmy Pages orchestraler Saitenbehandlung greifend und wiederum im Wechselspiel beider mit den ekstatischen, höchst emotionalen Stimmband Übungen eines Robert Plant... ein solcher Vergleich kann keinem von beiden gerecht werden. Schon gar Neid wird mit ziemlicher Sicherheit keine, auch keine virtuelle Kategorie zwischen den beiden Bands sein.
Ich schlage vor: Lassen wir es bei dem brillanten Eindruck, den dieses Werk von Tom Petty und seinen Mannen bei uns beiden gemacht hat.