Studie zu Energiekosten

Das Märchen vom teuren Ökostrom

Strom mit Energiewende ist billiger als ohne


Exzerpt eines Artikels von SILVIA LIEBRICH


Atom- und Kohlestrom werden seit Jahrzehnten mit erheblichen Mitteln des Staates (= ALLER, die und in dem Maße wie viel sie Steuern zahlen), in Form von Subventionen, Steuervergünstigungen und anderen Beihilfen gefördert.

Windräder und Solarparks statt Atom-Meiler und Kohlekraftwerke: Dass diese Energiewende notwendig ist, bezweifelt die Mehrheit der Deutschen nicht. Der gezielte Medienrummel um die „hohen Ökostrom-Umlagen“ regt trotzdem viele Menschen auf.

Nach einer Umfrage wünschten sich vor Kurzem 65 Prozent von mehr als 100.000 befragten Blöd Zeitung Käufern die Kernkraft zurück. (Das sind zwei Drittel von ein paar Blöd Zeitung Lesern, keine repräsentative Stichprobe der Gesamt-Bevölkerung, und:) So etwas nennt man dann wohl eine erfolgreiche Kampagne der Atomstrom-Lobby.

Die Aufregung um die EEG-Umlage, die im nächsten Jahr auf 5,28 Cent je Kilowattstunde steigen wird, trifft nur einen Teil der Wahrheit. Was Industrievertreter und konservative Politiker lieber nicht sagen: Atom- und Kohle-Energie kosten die Verbraucher unter dem Strich deutlich mehr als Ökostrom.

Das zeigt eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). "Konventionelle Energien (Kohle- und Atomenergie) verursachen deutlich mehr Kosten, als den Stromkunden direkt in Rechnung gestellt wird", sagt Eike Meyer, stellvertretender Geschäftsführer beim FÖS.

Jochen Flasbarth (Präsident des Umweltbundesamtes): "Nicht nur Atomkraft, sondern auch Kohle sind über Jahrzehnte vom Steuerzahler subventioniert worden. Das sind deutlich höhere Kosten als das, was wir im Augenblick für die Energiewende und für die erneuerbaren Energien ausgeben."

Diese hohen Ausgaben „fallen jedoch nicht auf“, weil die horrenden Fördermittel für Atom- und Kohlestrom-Lieferanten nicht auf der Stromrechnung auftauchen.

"Die versteckten Zusatz-Kosten zahlen die Verbraucher durch Steuern und Abgaben", sagt Meyer. Wie viel genau, das zeigt die Studie des FÖS im Auftrag von Greenpeace Energy und dem Bundesverband Windenergie.

Konventionelle Energie-Erzeuger sind seit Jahrzehnten in hohem Umfang staatlich gefördert worden. Atomstrom wurde seit 1970 mit mindestens 187 Milliarden Euro gefördert (Grafik), Energie aus Stein- und Braunkohle mit 177 Milliarden beziehungsweise mit 65 Milliarden Euro.

Strom-Erzeuger aus Atom, Stein- und Braunkohle wurden also mit insgesamt 429 Milliarden Euro Steuergeldern gefördert. Im Vergleich dazu kommen erneuerbare Energien gerade mal auf 54 Milliarden Euro.

Aber anders als die Erneuerbaren werden konventionelle Energien vor allem durch Finanzhilfen (=?) und Steuervergünstigungen gefördert, die den Staatshaushalt belasten. Im Zeitraum von 1970 bis 2012 wurde erneuerbar erzeugter Strom mit durchschnittlich 3,4 Cent je Kilowattstunde gefördert. Braunkohlestrom profitierte von staatlichen Mitteln in Höhe von 1,3 Cent und Steinkohle von 3,3 Cent. Atomenergie weist mit 4,0 Cent je Kilowattstunde den höchsten Förderwert auf.

Was aber in diesen Zahlen fehlt, sind die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten, die nicht den Erzeugern direkt zugeschrieben werden, und für die sie nicht aufkommen müssen(wo gibt's denn so was?).

Das gilt für die Folgekosten der Endlagerung von Atommüll, Klimaschäden, Umwelt-Verschmutzung oder nukleare Unfälle. "Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien werden wir die Folgekosten von Kohle- und Atomstrom auch noch Jahre nach dem Abschalten der Kraftwerke bezahlen müssen", ergänzt FÖS-Experte Meyer.

Deshalb summiert die FÖS-Studie auch die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Stromerzeugung auf. So gerechnet bezahlt die Gesellschaft (= wir alle) im Jahr 2012 bei einer Kilowattstunde aus…: Kosten von:

Windstrom: 8,1 Cent
Wasserstrom: 7,6 Cent
Steinkohle: 14,8 Cent
Atomstrom,
je nachdem, wie vollständig die mit seiner Herstellung verbundener Kosten einbezogen werden:
mindestens 16,4 bis 42,2 Cent
Fotovoltaik: 36,7 Cent*

*Solarstrom ist derzeit wegen der hohen Anfangs-Investitionen für den Bau von Fotovoltaik-Anlagen relativ teuer. Die staatliche Unterstützung für Atomstrom in den frühen Jahren der Kernerenergie lag mit mehr als 60 Cent je Kilowattstunde damals fast doppelt so hoch (inflationsbereinigt? Der Geldwert halbiert sich alle 20 Jahre).

"Diese Zahlen zeigen, dass einige erneuerbare Energien heute schon günstiger sind als konventionelle Energieträger, wenn außer dem „Strompreis“ auch die Kosten von staatlichen Förderungen sowie die Kosten für Umwelt- und Klimabelastung sowie nukleare Risiken einbezogen werden", stellt Meyer fest.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Jochen Luhmann vom "Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie":

"Wir müssen die Frage stellen, ob Strom mit Energiewende wirklich teurer wäre als ohne. Die entsprechenden Untersuchungen zeigen inzwischen, dass die Variante mit Energiewende die billigere ist."

Die Agentur für Erneuerbare Energien rechnet vor, dass der Ausbau von Ökostrom schon heute einen dämpfenden Effekt auf die Gesamtkosten hat. Deutschland konnte 2011 dadurch auf den Import von fossilen Energieträgern im Wert von sechs Milliarden Euro verzichten.

Schon heute steht fest, dass diese Einfuhren in den nächsten Jahren nicht billiger werden. 2011 kostete Deutschland der Import fossiler Energie-Rohstoffe mehr als 80 Milliarden Euro. Bei gleichbleibenden Mengen dürften diese Ausgaben bis 2020, in acht Jahren also um 50 % auf 120 Milliarden Euro steigen, prognostiziert die Agentur für Erneuerbare Energien.

Rohstoffexperten erwarten, dass die Preise für Kohle, Gas und Erdöl in den nächsten Jahren drastisch steigen werden - nicht nur, weil die weltweite Nachfrage steigt. Es zeichnet sich ab, dass die Vorräte an Erdöl, Gas und Kohle zur Neige gehen.

Selbst die konservative Internationale Energieagentur (IEA) in Paris ist der Meinung, dass das weltweite Fördermaximum bei Erdöl, dem wichtigsten Energielieferanten überhaupt, bereits überschritten ist.


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Das Märchen vom teuren Ökostrom
Studien zeigen: Wind, Wasser und Sonne liefern schon heute die Energie billiger als Atom- und Kohlekraftwerke. Das fällt aber nicht auf. Die hohen Subventionen für konventionelle Erzeuger, die nicht auf der Rechnung erscheinen, müssen die Steuerzahler tragen.

von SILVIA LIEBRICH
Süddeutsche Zeitung, 7. November 2012


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