"Doku-Soaps" führen Menschen vor, wie Tiere im Zoo

Dürfen das Private Fernsehsender? - Nee!
Öffentlich Rechtliche, steuerfinanzierte schon ganz und garnicht!!

Darf man das anschauen? - Bah!
Die Nachfrage dieser Schlüsselloch Glotzer = Einschalt QUOTE schafft ja erst das Angebot von absolut geldgailen und verantwortungslosen Programm Machern!!


Ist es unmoralisch, sich über Menschen zu "amüsieren", die in sogenannten Dokumentationen oder Seifenopern = Teilen von Werbesendungen (Doku-Soaps) vorgeführt werden, oder über "Darsteller", die dies nach dem Drehbuch verkorkster Autoren Hirne schauspielern?

Exzerpt eines Artikels von Dr. Dr. Rainer Erlinger
Die Gewissensfrage
in Süddeutsche Zeitung Magazin, 1. 9. 2012


Über Personen in solchen Sendungen erhebt man sich, und das ist falsch.

Kants kategorischer Imperativ in der Zweck-Mittel-Formel ist Ausgangspunkt für nahezu alle Betrachtungen zur Menschenwürde:

"Handle so, dass Du die Menschheit sowohl in Deiner Person(!),als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zeck, niemals bloß als Mittel brauchst."

Wenn man sich Menschen ganz speziell wegen negativer Eigenschaften und Verhaltensweisen ansieht, um sich darüber zu amüsieren oder sich, vielleicht auch unbewusst, zu vergewissern, dass man selbst (noch) nicht so schlimm ist, benutzt man diese Menschen - (ge)braucht sie als bloßes Mittel -, um sich besser zu fühlen.

Damit entwürdigt man sie.

Das tut nicht nur der Sender, der das ausstrahlt, sondern auch jeder einzelne Zuschauer, selbst wenn er oder sie allein im stillen Kämmerlein guckt.

Das "Brauchen einer Person bloß als Mittel" bedeutet nicht unbedingt etwas, was direkte Auswirkungen auf diese Person hat, sie verletzt, ihr womöglich sogar ein paar Euros einbringt. Kant sagt an anderer Stelle, der Mensch müsse immer zugleich als Zweck "betrachtet werden", es kommt also auf die innere Einstellung an, mit der man etwas macht, hier sich eine Sendung ansieht.

Auch wenn die handelnden Personen, Protagonisten, eingewilligt haben und auch wenn die schlimmsten Auswüchse dieser Sendungen gar keine realen (wirkliche) Dokumentationen sind, sondern zumindest teilweise gespielte, erfundene Handlungen, Fiktion sind, sogenannte scripted reality mit Laiendarstellern, ändert das nichts an der Bewertung.

Kant schrieb nicht zufällig von der "Menschheit" in der eigenen wie auch jeder anderen Person.

Darin, Menschen wie Zootiere zu bestaunen, um sich darüber zu erheben, liegt eine Entwürdigung nicht nur der physischen Person, die sich am Bildschirm eine Blöße gibt. Weil es ein Mensch ist, der da vorgeführt wird, liegt darin auch eine Entwürdigung des sittlichen Menschen allgemein, eine Entwürdigung der Idee der Menschheit.

Das muss dann unabhängig davon gelten, ob die handelnden Personen im jeweiligen Fall eingewilligt haben oder ob die Sendung in Wirklichkeit ausgedacht, Fiktion ist.

Wie der Züricher Ethiker Peter Schaber schreibt: Die eigene Würde entspricht der des anderen und deshalb kann der Einzelne auf seine eigene Würde nicht verzichten, sie zur Disposition stellen.

Die Würde ist unveräußerlich.

Der Mensch kann seine Würde verlieren und sie kann ihm genommen werden, aber er kann seine eigene Würde weder verkaufen, noch die Würde eines anderen Menschen kaufen.

Wenn unsere Gesellschaft schon zu schwach oder unentschlossen ist, private Medien Firmen entsprechend zu kontrollieren, dann sollten doch wenigstens die steuerfinanzierten "Öffentlich rechtlichen" Fernseh Macher (Verantwortlichen?) - wenn nicht grundsätzlich - dann doch wenigstens in dieser Frage zum Verzicht auf Asi-Quote zu zwingen sein.

Der in der Kindererziehung oft gehörte Rat: "Verbiete nichts, was Du nicht kontrollieren kannst", hat in der Frage der Menschenwürde nicht die geringste Berechtigung, etwa nach dem Motto: "Wenn wir's nicht senden, sendet's ein anderer". Ja, wenn...

Wenn einer ein Arschloch ist, dann muss kein anderer auch eins sein!



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