Ich brauch‘ kein asoziales Netzwerk

Jan Ulrich Max Vetter, alias Farin Urlaub, “Die Ärzte“

- Exzerpt eines Artikels von MARTIN WITTMANN

- Warum ich "Die Ärzte" ganz spontan noch nie mochte, nach diesem Interview mit ihrem Sänger, 30 Jahre später aber immer noch nicht. Von KARLHEINZ


Frauen lieben Frauen... normal wie Kaugummi kauen

Farin Urlaub: Wir haben alle Mechanismen(?), die nötig sind, um massenkompatibel zu sein, entweder boykottiert(?), ignoriert oder pervertiert(?). Wir sind nicht auf die Masse zugegangen. Wenn überhaupt, dann können sich viele auf uns einigen.

Beim Schreiben der Lieder geht es um den Nukleus, um uns drei. Das Publikum, die Erwartungen anderer haben uns nie interessiert. Wir würden uns langweilen, wenn wir uns nicht weiter entwickeln(?) würden. Von Fans, die das nicht wollen, muss man sich manchmal auch verabschieden.

Ein Lied über das Massaker in Darfur interessiert nur ein paar Gutmenschen(?), das hat nichts mit Rockmusik zu tun(?). Ein Aufruf zur Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe ist mir dagegen ein Anliegen: „…Frauen lieben Frauen...nichts zu bedauern...nichts zu staun'...so normal wie Kaugummi kauen…“. Das ist nicht banal(nicht massenkompatibel???) und je mehr das im Radio läuft, desto eher bleibt’s vielleicht hängen...(!na denn!)

Es gibt Dinge, die möchte ich nicht mit Leuten teilen, die ich nicht kenne. Ich bin auch nicht bei Facebook, ich brauch‘ kein asoziales Netzwerk. Anders als die Jugend von heute stehen wir dem extrem skeptisch gegenüber...

Jeder, der sich Musik illegal aus dem Internet runterlädt, muss sich darüber im Klaren sein, dass, wenn er das ausschließlich macht und alle das ausschließlich machen, es keine Musik mehr geben wird, zumindest keine interessante. Punkt.
(NooFatzebook!, NoowwwKlau! - na siehs'te, da haben doch noch Etwas gemeinsam!)

Wir haben unsere Platte fünf Tage vor der Veröffentlichung online gestellt, komplett mit Videos. Wir wollten den Leuten nicht zumuten, die Katze im Sack zu kaufen. Man konnte sich die Lieder anhören, aber eben nicht in der Qualität wie auf dem Album. Wie früher im Plattenladen.

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Wer das vollständige Interview lesen möchte, gehe zu:

“Der Fan an sich ist konservativ”
Vor 30 Jahren gaben „Die Ärzte“ ihr erstes Konzert. Ein Gespräch mit Sänger Farin Urlaub – über Ruhm, Reisen und echte Freunde

Interview: MARTIN WITTMANN
Süddeutsche Zeitung, 7. August 2012


Wer "denkt" denn solche Texte?

Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung mit der ich euch gegenüberstehe…

...betrachtet auch mein Aussehn als Symbol der nicht-Identifikation mit euren Werten…

(„Die Ärzte” – Rebell)

Abgesehen davon, dass mich - ich unterstelle mal - eine intendierte "Witzigkeit" von Begriffs Findungen wie Fettes Brot oder Farin Urlaub noch nie so richtig erreicht haben. "Verkrampft angestrengtes Streben nach Originalität", das ja.

Aber Texte wie die oben?! Bis heute „wusste“ ich noch nicht, warum die Musik von „Die Ärzte” mich auf Anhieb nicht angesprochen hat. Jetzt hab ich eine Ahnung.

Gestelzt verfüllte Zeit – an opportunen Inhalten herbeigezogene übermotorisierte Belanglosigkeiten – imponierende Hunde mit Räpper Gehabe und Beiß Hemmung – Exhibitchee (&): Laut Nichts, Nichts laut sagen…

Als Rock Musik ist das, was die Band dazu spielt, für mein Empfinden viel zu glatt.

Solch eine herzlose Perfektion nehme ich nur Musikern ab, die so nur im Studio spielen/können, denen von SPLIFF zum Beispiel.

Die „liefern“ dazu dann aber auch Klänge, die mitreißen, weil sie „unerhört“ sind und Texte tragen können, die Deiner Phantasie Raum lassen, die Poesie sind und nicht alltäglicher Mief.

Klar, keiner muss zum Beispiel Heinz Rudolf Kunze Wasser reichen,...

...seiner Spur folgen wollen, würde schon... genügen.

(&)
Weil sie so schön ist:
Die Titelmusik von Neil Young
zum Film "Dead Man" von Jim Jarmusch


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