Beschneidungs-„Kultur“

Mündige Menschen und ein Aufnahme Ritual in einen Religions Verein


Angesichts nicht gerade weniger Menschen, die Metallteile durch alle möglichen Stellen ihrer Körperoberfläche, auch durch die Klitoris, den weiblichen Penis „pierß'n“, die sich Farbstoffe in die Haut „tattuuu'n“ lassen… … …, kann ich nur sagen:

Na denn! Wohl bekomm’s.

Wenn mir als Bewerber um die Mitgliedschaft in einem Motorrad Fahrer Verein immer wieder ein Stoff Fetzen abgerissen wird, den ich gerade mühselig an eine Weste genäht habe, dann kann ich als mündiger Mensch sagen: Ihr könnt mich mal! Ich brauch kein kindisches Aufnahme Ritual, ich brauch den ganzen dämlichen Verein nicht. Alleine fahren ist sowieso viel schöner.

Religiöse Menschen werden wohl nicht bestreiten, dass die Hautfalte um die Eichel, das Ende des männlichen Gliedes, eine Gabe ihres jeweiligen Gottes ist. Diese Gabe, im Namen eben dieses Gottes, einem Baby oder einem kleinen Jungen abzuschneiden, ist – medizinisch gut gemacht – bestimmt keine weltbewegende Sache. (Die Genitalverstümmelung von Frauen sehe ich dagegen ganz und gar nicht so liberal!)

Ein „kleiner“ Fehler bleibt allerdings: Weder der Junge, geschweige denn das Baby können vorher(!) sagen: Ihr könnt mich mal! Ich brauch kein eichelartiges Aufnahme Ritual, ich brauch den ganzen Verein nicht. Ohne Vorbeter lebt es sich sowieso viel schöner.

Wie die Erwachsenen, die diese Prozedur 2.0 immer noch für unverzichtbar halten, damit umgehen, bleibt - nach der opportunen Intervention des Bundestages mehr denn je - allein deren Sache und die mit ihrem jeweiligen Gott.

Na denn! Wohl bekomm‘s.

Karlheinz

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Glauben bewährt sich am mündigen Menschen

Der Kommentar von
Sonia Seymour Mikich
(WDR, Monitor)


Ein kleiner Schnitt für Gott – eine große Kontroverse. Um die schleunigst zu dämmen, schickt der Bundestag ein Signal an Juden und Muslime: Es darf weiter beschnitten werden, aber demnächst geregelt.

Das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit wird der Religionsfreiheit, den Elternrechten untergeordnet. Kindeswohl: Gewogen und für leicht befunden, auch wenn es auf dem Papier anders klingt.

Ja: Ich möchte, dass die verschiedenen Kulturen und Religionen respektvoll miteinander leben und Nein: Verbote bringen nichts. Dennoch die Frage: Wer hat eigentlich die Deutungsmacht bei Diskussionen um Religion? Dürfen nur Gläubige Glaubensdinge definieren?

Ich wechsele einmal die Perspektive.

Ich habe eine innige Beziehung zur Freiheit. Sie ist mir genauso kostbar, wie anderen die innige Beziehung zu Gott, Jehovah, Allah. Religiöse Traditionen und Symbolik sind für mich kein Gut an und für sich. Alles, das nicht hinterfragbar, nicht veränderbar ist, macht mich mundtot, erinnert mich an Ideologie.

Wie definiere ich Religionsfreiheit?

Als Möglichkeit, sich für eine Glaubensrichtung zu entscheiden oder eben nicht, Rituale zu pflegen oder eben nicht, Werten zu folgen oder eben nicht.

Diese Entscheidungsfreiheit können Säuglinge oder kleine Jungen nicht wahrnehmen und auch nicht Eltern oder Stellvertreter in ihrem Namen.

So einfach ist es.

Glauben bewährt sich am mündigen Menschen. Und dem wünsche ich gutes Abwägen eines Rituals aus grauer Geschichte.



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