Neil Young

Sein neues Album "Americana" erscheint am 5.6.2012


...Nicht illegale Downloads bedrohen die Musik Industrie, sondern die technische Qualität des Produkts, das sie anbietet. Minderwertige Trägermedien, wie MP3 und CD, mit komprimierten Daten, ruinieren das ganze Hörerlebnis.

Wenn die Industrie nicht bald in die Herstellung höherwertiger Produkte investiert, werden sich die Leute nur noch am Datenmüll im Internet bedienen (weil sie garnichts anderes mehr kennen / lernen).

Die vollständige Musik lässt sich nur auf Vinyl und auf Blue Ray hören. Ich empfehle deshalb jedem, wenigstens mein neues Album auf Vinyl oder Blue Ray zu kaufen. Nur dann hört man wirklich, was ich da mache...

Neil Young


Exzerpt eines Interviews, das MARCEL ANDERS führte


MARCEL ANDERS: Auf Ihrem mittlerweile 34sten Album haben Sie berühmten Protestliedern und Folk-Balladen die typische Neil Young Behandlung verpasst. Sie klingen rau und improvisiert. Ist ungeschliffener Rock besser?

NEIL YOUNG: Heute kann doch wirklich jeder ein Album machen – einfach mit den ganzen technischen Hilfsmitteln, die es gibt. Den gleichen Mist zu machen wie alle anderen, lenkt doch nur von dem ab, was wirklich wichtig ist.

Zuerst dachte ich, dass das klassische Konzeptalbum tot wäre. Aber das ist es nicht. Als ich das erkannte, entschied ich mich, es einfach zu versuchen: Musik wieder als Medium zu benutzen.

Diese Qualität der Musik ist nahezu vergessen – Pop ist zur reinen Unterhaltung verkommen. Zu einer Art Klangtapete, zu der man Kartoffeln schält oder Kreuzworträtsel löst. Nichts also, was einen groß ablenken oder beschäftigen könnte.

Die Botschaft, um die es mir geht, ist dieselbe wir immer – es gibt in den USA zu viele ultrakonservative Gottesfanatiker, die alles Fremde für gefährlich halten, niemandem trauen, sich überall einmischen und nur an ihren Profit denken.

Die US-amerikanische Politik ist ein riesiges Chaos, ein kompletter Witz. Jeder Kandidat ist nur wieder ein neues Produkt. Alle reden pausenlos über ihre Kernfragen – darüber hinaus haben sie keine Ahnung.

Man hat mir die US-amerikanische Staatsbürgerschaft nie angeboten. Ich lebe seit fast 50 Jahren in Kalifornien, einem großartigen Land. Man muss aber nicht an ein politisches System glauben, um ein Land zu lieben.

„Americana“ erscheint auch als Blue-Ray-Disc, für die die digitalen Daten nicht komprimiert werden. Das ist die einzige Möglichkeit, die Musik wirklich zu hören.

Die vollständige Musik lässt sich nur auf Vinyl und eben auf Blue Ray hören. Andere digitale Medien bieten nur noch einen Bruchteil der Daten, die wir aufgenommen haben. CDs 15 Prozent, MP3s sogar nur fünf Prozent.

Insofern sind es nicht die illegalen Downloads, die die Industrie bedrohen, sondern die technische Qualität des Produkts, das sie anbietet.

Minderwertige Trägermedien wie MP3 und CD ruinieren das ganze Hörerlebnis. Wer zwei gesunde Ohren hat, sagt sich: Da mache ich nicht mit. Behaltet euren Dreck. Ich gehe lieber fischen.

Ja, ich versuche da etwas zu ändern. Die Labels (Plattenfirmen) müssen sich etwas bewegen und Geld in neue Techniken investieren. Sonst werden die Leute bald überhaupt keine Alben mehr kaufen – weil sie die Sachen mit der gleichen miesen Qualität aus dem Internet holen können.

Das Internet ist toll: Man findet da ja alles, was im Radio längst nicht mehr läuft – und für jedermann zugänglich.

Das Problem ist nur die Qualität, es klingt schlicht scheiße. Überflüssiger Datenmüll.

In sofern empfehle ich jedem, wenigstens mein neues Album auf Vinyl oder Blue Ray zu kaufen. Nur dann hört man wirklich, was ich da mache.

Mit Pop und Rock der Gegenwart kann ich sehr wohl etwas anfangen. Die Givers (bumm-be-dumm),

Alabama Shakes (toll - stimmt!) sind toll oder Mumford And Sons (tolle Musiker, aber dieser vorherrschende Schwere Mut geht mir auf den Senkel, K), eine unglaublich gute Band mit viel Intelligenz, Soul und Tiefe, die ihre Songs leider nur als minderwertige MP3 hören lassen.

Mit 66 fängt das Leben an? Wer hat sich denn den Quatsch einfallen lassen? Das Einzige, was zählt, ist, dass es nicht mit 66 vorbei ist.

Meine Autobiographie würde ich nie von irgendwem schreiben lassen. Allein der Gedanke an Ghostwriter macht mir Angst. Ich würde das Buch eher als einen Hippietraum bezeichnen, lockere Erinnerungen ohne chronologische Ordnung.

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Wer das vollständige Interview lesen möchte, gehe zu:

"Behaltet euren Dreck"
Neil Young über die Rockmusik der Gegenwart, MP3-Dateien und Amerika

von MARCEL ANDERS
Süddeutsche Zeitung, 2./3. Juni 2012


Siehe und höre ganz besonders auch diesen Tip:

K


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