Das Wikingerschiff
“bei mir”
ist 20 Jahre alt
 

Von Myriam Chebabi
6. September 2008 

Häger der Schreckliche hatte vor 20 Jahren das Schiff “bei mir” gebaut. Zusammen mit seiner schrecklich gefährlichen Mama, machte er – Tag ein, Tag aus – für andere Wikinger Suppe warm. 

In diesem Wikinger-Schiff gab es damals nur einen Herd, ein Dartspiel und verdammt viel Bier. Natürlich hatte Häger der Schreckliche andere Wikinger, die Ihm geholfen haben – so viel Bier zu saufen: Udo das Ungeheuer war der Beste darin. Sie waren echte Freunde, sowohl in Vollen-, als auch in Leeren-Gläser-Zeiten. 

Dieses Schiff fuhr auf dem weiten, breiten Meer. Niemand wusste, wer von ihnen, Häger der Schreckliche, Udo das Ungeheuer oder das Meer breiter war.

Sie fuhren ohne Zeit und ohne Ziel, bis Häger der Schreckliche sich eines Tages und ganz plötzlich verliebte, in Helga die Wissende, eine laute, resolute, große Köchin. Das Schiff war in einem schrecklichen Zustand, als Helga die Wissende die Kochlöffel in die Hand genommen hat. 

Sie war verliebt und sagte:
”Häger, mein blonder Blitz, ich möchte mit Dir bis zum Ende der Welt fahren.” Und er sagte:
“Nehme ich die A4 oder die A3?”
“Wie bitte?!“
“Ich werde…also…nee..so…ich könnte…”
“Sprich langsam, mein blonder Blitz” –
Und Er sprach und sprach, und Sie hat Ihn immer noch nicht verstanden, aber Sie hatte sich verloren in diese schrecklich schönen blauen Augen. Sie krempelte die Ärmel hoch und fing an zu arbeiten. Hier ein Leck zu gemacht und da ein mich, repariert. 

Die Zeiten waren sehr hart. Schon lange haben Häger der Schreckliche und Udo das Ungeheuer kein anderes Schiff mehr ausgeraubt – also, sie haben es schon getan, aber die anderen Schiffe haben immer einfach einen Deckel gemacht, und so war die Schatztruhe voll – mit Deckeln. 

Helga die Wissende wusste aber, was zu tun war – sie wusste immer Alles; Und immer alles besser als andere. Sie haben das Schiff renoviert, und so begann ein neues Leben. Mit einer anständigen Küche, anständiger Crew und viel weniger Bier, zu mindest für Häger, den Schrecklichen. 

Die Beiden haben ein Sohn, Hamlet. Hamlet war Schauspieler – ein ernster Schauspieler. Er liebte Francois Vignon – und seine Texte spielte er Tag für Tag auf diesem Schiff – zur Freude einiger Wikinger und zur Verzweifelung anderer. Hamlet war ein braver Sohn und ab und zu half er seinen Eltern, andere Schiffe auszurauben. 

Häger der Schreckliche und Helga die Wissende hatten auch eine Tochter – Horny –  oh, Moment… Ich meine Honni. Honni war ein wunderschönes Mädchen, mit glatten, blonden Haaren und Huski-Augen. Sie war die Freude des Schiffes. 

Immer wenn Häger der Schreckliche und Helga die Wissende sich in die Haare gekriegt haben, weil Sie nicht verstanden hatte, was Er gerade von Ihr wollte und Hamlet die letzte Passage des tiefgreifenden melancholischen Textes von Francois Vignon wieder und wieder rezitierte – lachte Honni laut auf. 

Und sie war fähig, Mama und Papa beim Ausbeuten zu helfen und gleichzeitig ihre zwei kleinen Wikinger großzuziehen, Mitsamt zwei Hunden, acht Fischen, drei Katzen, fünf Papageien und einer Wasserschildkröte, die in ihrer Badewanne schwamm. Zum Glück hatte sie keinen Mann, sonst hätte sie es nicht geschafft. Das wäre dann wirklich zuviel gewesen. 

Dieses Schiff, das heute 20 Jahre alt wird, ist für viele Wikinger wie ein Zuhause. Zum Beispiel, für Bersch, Mädchen für alles – der einzige Wikinger, der die selbe Sprache spricht wie Häger: “humhumhum”. Auf diesem Schiff gibt es noch viele andere Wikinger, die hier und heute nicht genannt wurden, die aber alle dazu beitragen, dass es dieses Wikingerschiff nur ein einziges Mal im großen Kölner Hafen gibt – 

Gott sei Dank!

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