10. Februar 2007
"bei mir", Köln-Süd

Just In Time - Revival
Tschöö Virginia!

Nicht einmal drei Monate nach ihrer personellen Vervollständigung durch Lead-Gitarre/Gesang: Burkhard Schreiber und Lead-Gesang/Gitarre: Arno Mühlhausen, "erzwangen" die amor-bedingten Abwanderungsgelüste Virginias ein Abschieds-Konzert von Just In Time. Das Wochenende vor dem Höhepunkt der "Jecken Zick in Kölle" sollte es sein.

Die Playlist umfasste, trotz der - auch noch durch die Weihnachtsferien feierlich unterbrochene - eigentlich viel zu kurze Vorbereitungszeit, immerhin Musik für gute zwei Stunden Auftritt, was nicht unbedingt gegen die musikalische wie sozialintegrative Kompetenz der neuen Truppe sprechen dürfte. Toi, toi, toi!

Der Auftrittsort: Helge und Anna Beckers Kneipe "bei mir" am Eifelplatz in Köln-Süd, überraschenderweise erst zum zweiten Mal für Just In Time. Seine kaum zu überbietend gute logistische Lage zum Proberaum im Humboldt-Gymnasium und der Doppel-Achs-Hänger der Firma von Arno Mühlhausen ließ das Verbringen der Hardware zu einem relativ skelett-schonenden Ereignis werden. Zu diesem Glück gesellte sich unser, zumindestens mir, dem konkurrenzlosen Senior der Band, viele schwere Schleppwege abnehmende Riesen-Roady Lutz Rossfeld und erstmalig eine ex-professionelle Bühne, bestehend aus zwar reichlich ramponierten Bühnenelementen, die dafür dann aber auch noch leider das edle Eichenparkett der Kneipe ruinieren sollten.

Viel Fummelei mit der versifften Technik dieser alten Teile ließen die Vorbereitung etwas ausufern, so dass bei Beginn des geplanten Sound-Checks doch etwas Nervosität aufkam. Offenbar energetisiert durch dieses leichte Adrenalingeschenk kreierte Arno einen hai-teck-Bierdeckel-Theken-Notenständer, der seiner Aufgabe den gesamten Abend zu vollster Zufriedenheit nachkam. Der Sound-check verlief dann auch noch unerwartet reibungslos. Eine nicht gerade mischerfreundliche Raumakustik hatte "Major" Uwe in Rekordzeit im Griff - Echt spitze!

Ein weiterer Aspekt dieser besonderen akustischen Herausforderungen des Auftrittsorts "bei mir" ist sein personelles Fassungsvermögen. Selbst nachdem der größte Teil der Betischung und Bestuhlung in Arnos Hänger Platz gefunden und von Lutz auf seinen High-Tech-Haken genommen - auf der Flucht vor Knöllchen-Jägern - auf dem Humboldt-Schulhof in Sicherheit gebracht worden war: Gefühlte sechzig bis höchstens achtzig menschliche Leiber erzeugten bald in dem vier Meter breiten Schlauch ein wohliges Sardinenfeeling - wie es von den Höhen des Bühnenberges den Anschein hatte. Die Bud wor proppevoll, wie es rheinische Zungen auszudrücken pflegen.

Fast auf den Punkt, wie geplant, um halb acht ertönten die Harmonien des "Roadhouse Blues" und die "Neuen" Just In Time waren nicht mehr zu stoppen. Zwei Auftritts-Blöcke mit zwanzigminütiger Pause fanden leider/gottseidank kurz nach zehn schon ihr Ende. Zum "gottseidank" später!

In der Pause verabschiedeten sich unser Roady und Nachwuchsbarde Lutz mit zwei Stücken von der Weggefährtin Virginia, ebenso wie dies mit viel Applaus auch Hanna (siehe: Schottland-Gig) mit beneidenswert voluminöser Stimme tat; allerdings bekam sie drei Punkte Abzug wegen Verweigerung des Erklimmens des Bühneberges. Wer beides erlebt hat, wird es ihr verzeihen. Doch ohne Quatsch, sollten wir die noch mal verwenden(die Bühne!), dann nur noch mit Treppe. Roger gab nach Ende des Auftritts noch sein Tschöö-Virginia-Ständchen, dem Arno noch eins draufsetzte.
Zauberhaft! Jungens und Mädel!

Dass dem frühen Ende des Auftritts ein "gottseidank" gehört, lag an einem sehr klein karierten Anwohner der Kneipe, der wohl eine Sekunde nach zehn die 110 gewählt und damit einen netten Herrn von Ordnungsamt sowie eine äußerst charmante Ordnungshüterin in grün zum "bei mir" zitiert hatte. Die, nachdem ihnen nur die wohltemperierten Klänge der After-gig-party entgegensäuselten, stehenden Fußes kehrt machten und grinsend das Weite suchten.

Der Gig - wie ich ihn erlebte - war eine ganz neue Erfahrung von unverkrampfter Konzentriertheit, kollektiver Aufmerksamkeit auf das Wesentliche, natürlich nicht ohne Macken, dennoch mit unerhört viel musikalischem Vergnügen, nicht zuletzt dem beim Abspann "vergessenen" Mischer "Major" Uwe zu verdanken. Wird nie wieder vorkommen(dass er vergessen wird!), ganz ehrlich! Manchmal lüge ich!

Das visuelle Protokoll steuerte mit exzellentem Auge und Hand zur rechten Zeit Andreas Siejek bei (DER Schwabe in rheinischer Diaspora, der bereits beim Deep-Purple-Konzert in Dortmund, Anfang letzten Jahres seine fotografische Klasse unter Beweis gestellt hat); Siehe: De Bülder!

Die Reflexe auf der After-Gig-Party von den lieben Zeitgenossen vor der PA waren ausnahmslos lobend bis euphorisch. Wenn man den C2H5OH-Faktor abzieht, waren sie durch die Bank sehr ermutigend. Stellvertretend für viele, die Bewertung unseres "ältesten" Mitstreiters Manfred von Unisono: "Das war ein Quantensprung in der Just-In-Time-Bandgeschichte!"

Mit so viel rot-gelobten Ohren, die wohl auch zu guten Teilen dem erwähnten C2H5OH-Effekt zu verdanken waren, ging's ab in die Falle, von ein paar Straßen weiter, bei Elke und mir, bis nach Bochum-Herne für Arno und Frau, die beiden allerdings nur mit rot-gelobten Ohren.

Schon um high-noon hieß es erneut, sich im "bei mir" zu versammeln und die Retourkutsche von gestern zu meistern.

Es hat sich gelohnt. So kann's weitergehen - wir werden daran arbeiten.

Euer Basser Karlheinz